Brandenburg: 140 Jahre Zweisamkeit
Streit um den Radstreifen eskaliert auf Schloßstraße
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Berlin - Berlin hat für seine Radfahrer bekanntlich vor allem weiße Farbe übrig. In der Steglitzer Schloßstraße platzte einem 60-jährigen Radler nun der Kragen, nachdem er von einem Autofahrer nach Polizeiangaben auf dem Radstreifen „abgedrängt“ wurde. Der Radfahrer stellte an der nächsten Kreuzung, der Ahornstraße, bei roter Ampel sein Gefährt vor den Audi, schlug dann mit der Faust mehrmals heftig gegen die geschlossene Seitenscheibe und drohte dem Fahrer „Schläge“ an. Der Autofahrer ist 80 Jahre alt, und er bekam nach eigenen Angaben Angst: Als die Ampel auf grün sprang, fuhr er los. Das hätte er nicht tun sollen. Er überfuhr das Fahrrad, was sich unter dem Auto verkeilte. Letztlich muss sogar die Feuerwehr anrücken und den Audi mit einem „Hebekissen“ anheben, damit das schrottreife Zweirad herausgezogen werden kann. Die Schloßstraße ist derweil Richtung Süden gesperrt. Mittlerweile, die Schloßstraße ist am späten Donnerstagnachmittag stets sehr gut belebt, haben sich reichlich Zeugen um den Vorfall versammelt. Ärger hat zunächst der Radfahrer, gegen ihn wird wegen Nötigung ermittelt. Ob auch gegen den Autofahrer wegen des Abdrängens oder Gefährdens des Radfahrers ermittelt wird, hängt von einer weiteren Befragung der Beteiligten ab, teilte die Polizei mit.
Vor fünf Jahren wurde die Schloßstraße umgebaut, eine Autospur entfiel, dafür wurde der Radstreifen auf der Fahrbahn mit Würfellinie markiert. Er bietet Radlern keinen echten Schutz, weil er von Autos und Bussen befahren werden darf. So war es auch jetzt: Ein Zeuge berichtete der Polizei, dass der Autofahrer den Radstreifen befahren und den 60-Jährigen abgedrängt habe. Nur Radstreifen mit durchgezogener weißer Linie sind – in der Theorie – nur für Radler. Die „BZ“ hatte über den Umbau geschrieben: „Der dümmste Radweg in Berlin.“ Radaktivisten fordern ein Umdenken, statt weißer Farbe bringen nur baulich separierte Radwege auf der Fahrbahn Sicherheit und verhindern illegales Parken. Jörn Hasselmann
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