Brandenburg: 20 000 Mängel am BER
Der Flughafen hat jede kaputte Fliese aufgeführt
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Schönefeld - Die Zahl klingt enorm: 20 000 Baumängel soll es am neuen Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg (BER) in Schönefeld geben. Ein Sprecher der Flughafengesellschaft bestätigte einen entsprechenden Bericht der „Bild am Sonntag“, dass es eine entsprechende interne Liste gibt. Allerdings sei die darin aufgeführte Zahl ohne große Aussagekraft und irreführend. In dem Papier seien sämtlich Fehler aufgeführt – von der kaputten Fliese bis zur abgeplatzten Farbe. „Aber das Problem ist und bleibt vor allem der Brandschutz“, erklärte der Sprecher.
Den Auftrag für die Auflistung hatte der Aufsichtsrat an das BER-Management erteilt. Wie berichtet werden jetzt alle Mängel nicht nur detailliert erfasst, sondern die Reparatur soll einzeln erfasst und kontrolliert werden. Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU), der nach dem im Januar geplatzten Terminplan den Vorsitz des Projektausschusses übernommen hat, setzte dazu ein neues Berichtswesen durch. Mit Bombas Transparenzoffensive werden die Mängel jetzt je nach Priorität – hoch bis niedrig – in vier Kategorien eingeordnet. „Die Geschäftsführung muss entsprechende Lösungsansätze und personelle Zuständigkeiten nennen“, sagte Bomba. Jetzt werde eng auf den Status der Mängelbeseitigung geachtet, „also ob und in welchem zeitlichen und finanziellen Rahmen die Maßnahmen erledigt werden. Dazu sollen auch die jeweils Verantwortlichen direkt Bericht erstatten“.
Bekannt ist seit der Sitzung des Aufsichtsrates am vergangenen Donnerstag, dass noch nicht einmal die Treppenhäuser im BER-Terminal fertig sind. Denn daran werde gerade gearbeitet, gab Technik-Chef Amann zu. Darüber hinaus dürfte es auf der Baustelle in den nächsten Monaten zunächst einmal kaum vorangehen. Noch bis Juli soll die Bestandsaufnahme laufen. Erst danach können neue Pläne für die Fertigstellung erstellt und damit ein neuer Terminplan bis zur Eröffnung festgelegt werden. Und bis all das vorliegt, bleibt unklar, wie viel das Projekt am Ende kosten wird. Die Mehrkosten werden derzeit mit 1,2 Milliarden Euro veranschlagt; die Gesamtinvestitionen liegen bei 4,3 Milliarden Euro. Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke) kündigte an, er werde wegen der auf unbestimmte Zeit verschobenen Eröffnung einen Nachtragshaushalt vorlegen. Der Umfang hänge vom noch zu erarbeitenden Wirtschaftsplan der Flughafengesellschaft ab, die momentan liquide sei.
Seit Baubeginn am BER 2006 musste die Eröffnung des BER viermal verschoben werden. Inzwischen wird davon ausgegangen, dass der Flughafen erst 2014, möglicherweise aber auch später in Betrieb geht. Alexander Fröhlich
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