Bahnhof teilweise abgesperrt: 20 Kilo Beton stürzen aus Decke im Bahnhof Friedrichstraße - Passantin steht unter Schock
Am Bahnhof Friedrichstraße ist ein mindestens 20 Kilogramm schwerer Betonbrocken aus der Decke gestürzt. Eine Passantin steht unter Schock. Die Feuerwehr hat inzwischen die Decke geöffnet.
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Am Bahnhof Friedrichstraße ist ein Betonbrocken durch die Decke ins Erdgeschoss gestürzt. Der Einsatzleiter der Feuerwehr vor Ort sagte, es habe sich um einen circa 20 Kilogramm schweren Brocken gehandelt, der Pressesprecher sprach sogar von 25 Kilogramm. Der Einsatzleiter bestätigte, dass der Brocken im Stück die Decke durchbrach und erst beim Aufprall auf dem Boden in Stücke zerbrach. Der Beton löste sich unter dem Gleisbett, also aus der Unterseite der so genannten Wanne, dann durchschlug er die Decke und ihre Verkleidung aus Rigips. In der Decke war ein Loch mit circa einem halben Meter Durchmesser zu sehen.
Nach Angaben der Polizei am Unglücksort steht eine Passantin unter Schock, die sich unmittelbar neben den herabstürzenden Deckenteilen befand.
Sie musste aber nicht ärztlich behandelt werden. Getroffen wurde aber glücklicherweise niemand. Wie ein solches Unglück geschehen konnte, wird zur Zeit untersucht. Die Feuerwehr hat inzwischen die Decke um einen weiteren Meter geöffnet, damit ein Statiker sich die Lage von innen anschauen kann. Am Ort des Geschehens war ein Gespräch zwischen einem Feuerwehrmann und einem Polizisten zu vernehmen. Darin war die Rede davon, dass rund um das Loch auf der Rigips-Platte weitere kleinere und leichtere Betonbrocken liegen. Diese waren möglicherweise zu leicht, als dass sie die Decke hätten durchschlagen können.
Der Sprecher der S-Bahn Burkhard Ahlert sagte, dass der Betonbrocken an einem Auflagepunkt des Gleises auf der tragenden Metallkonstruktion heraus gebrochen sei. Jetzt werde geprüft, ob diese Gefahr auch an weiteren Auflagepunkten besteht, oder sogar schon weitere Betonbrocken aus der Konstruktion herausgebrochen sind. Dafür werde die Decke an den Auflagepunkten geöffnet, das Gleis bleibe weiter gesperrt.
Die Einsatzkräfte von Bundespolizei und Bahnsicherheit sperrten eine etwa 50 Quadratmeter große Fläche in der Nähe eines Einganges zur Spree ab.
Das Ganze ging so schnell, dass es kaum Passanten mitbekommen haben. Eine Verkäuferin eines Zeitschriftenladens sagte, dass sie einen Knall gehört habe und daraufhin aus dem Fenster ihres Ladens schaute. Andere waren hinterher erstaunt über den Feuerwehreinsatz, weil sie gar nichts mitbekommen hatten. Der betroffene Bereich ist momentan abgesperrt.
Auch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) hat nach Auskunft von Sprecherin Heike Schmidt einen Mitarbeiter zum Bahnhof Friedrichstraße geschickt. Formal sei zunächst die Bahn verantwortlich für die Sicherheit ihrer Infrastruktur - also von Zügen, Trassen und auch Bahnhöfen. Allgemein sei das EBA als Aufsichtsbehörde zum Eingreifen befugt, wenn es Zweifel an der Sicherheit hat. Im konkreten Fall gebe es allerdings noch keine Erkenntnisse.
Der Bahnhof war 1995 bis 1999 umfassend saniert worden. Den Verkehrsknotenpunkt mitten in der Stadt passieren nach Bahn-Angaben täglich 190.000 Besucher und Reisende, auch wegen der Läden, Imbisse und Friseure.
Nach Tagesspiegel-Informationen sind die Gleiströge, also besagte Wannen, bei der Sanierung nicht ausgetauscht worden. Denn auch in der Bauzeit in den 90ern war der Verkehrsknotenpunkt nicht geschlossen worden. Es handelt sich wohl noch um die Stahlbetonkonstruktion aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren.
Kenner sagen, dass solche Bauten eigentlich deutlich mehr als 100 Jahre halten. In diesem Fall könnte das im Beton enthaltene Metall gerostet und dadurch aufgequollen sein, was zum Abplatzen von Betonstücken geführt haben könnte. Vor den Sanierung in den Achtzigerjahren war der dunkle Bahnhof vor allem eine Grenzstation, inzwischen ist er für viele Angestellte in den Büros und der Humboldt-Universität rund um die Friedrichstraße ein Einkaufszentrum mit U-, S- und Regionalbahnanschluss. Rund 115 Millionen Euro hat die Deutsche Bahn für den Umbau ausgegeben.
Der Zugverkehr war nach Angaben eines Bahnsprechers am Donnerstag kaum beeinträchtigt, die Sperrung eines Gleises über der Unfallstelle hatte nur geringe Verspätungen zur Folge. Die Stadtbahntrasse ist zwar dicht befahren, aber hat im Bahnhof vier Gleise, so dass der Betrieb notfalls über zwei davon abgewickelt werden kann. Die parallel fahrende S-Bahn war von dem Problem nicht betroffen, kämpfte aber mit dem seit Tagen üblichen Mix aus wetterbedingten Zugausfällen, Verspätungen und Weichenstörungen. Die durch den Bahnhof Friedrichstraße fahrende S 75 verkehrte zwischen Ostbahnhof und Westkreuz nur alle 20 Minuten. Die S 45 zwischen Südkreuz und Flughafen Schönefeld fuhr überhaupt nicht.
Zudem war kurz vor elf Uhr am Vormittag bei der Polizei der Notruf eingegangen, dass auf dem Bahnsteig des U-Bahnhofes Friedrichstraße ein verdächtiger Gegenstand gefunden worden war. Dabei handelte es sich allerdings doch nicht, wie zunächst berichtet, um einen Sporttasche, sondern um einen Schlafsack. Mittlerweile ist klar, dass der Fund harmlos ist, der U-Bahn-Verkehr läuft ohne Beeinträchtigungen.
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