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Ermittlungen wegen krimineller Vereinigung und Erpressung: 22 Durchsuchungen im Brandenburger Rockermilieu
150 Beamte haben mehrere Wohnungen von Brandenburger Rockern durchsucht. Sie sollen im großen Stil Schutzgeld von Diskotheken und Bars erpresst haben.
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Potsdam/Eberswalde - Lange Zeit war es ruhig gewesen, zu ruhig offenbar. Nun haben Brandenburgs erneut Ermittlungsbehörden zum Schlag gegen das Rockermilieu ausgeholt. Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur landesweiten Bekämpfung der Organisierten Kriminalität in Frankfurt (Oder) ließ am Mittwochmorgen 22 Objekte durchsuchen. Das Landeskriminalamt (LKA) führt seit Monaten ein umfangreiches Verfahren wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung und der schweren räuberischen Erpressung. Im Visier haben die Ermittler 18 Mitglieder der Hells Angels, vom Unterstützerklub Red Devils sowie aus dem Umfeld.
Die Männer im Alter von 22 bis 45 Jahren stehen im Verdacht, im Nordosten Brandenburgs im großen Stil Schutzgeld von Diskotheken und Bars zu erpressen. Zudem sollen die Betreiber genötigt worden sein, die Mitglieder der Hells Angels und der Red Devils für Türsteherdienste zu engagieren. Das Amtsgericht Frankfurt (Oder) erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft 22 Durchsuchungsbeschlüsse für die Razzia in den Wohnungen der beschuldigten Rocker, in zwei Clubheimen der Red Devils sowie bei drei Zeugen. Am Mittwochmorgen rückten die Ermittler in Schwedt, Frankfurt (Oder), Eberswalde, Seelow, Wriezen, Britz, Neutrebbin, Bernau und in Berlin an. Insgesamt 150 Beamte waren beteiligt, neben dem LKA waren Spezialeinheiten, die Polizeidirektion Ost und die Berliner Polizei dabei.
Umfangreiches Beweismaterial, darunter verbotene Waffen, sichergestellt
Bei der Razzia stellten die Ermittler umfangreiches Beweismaterial sicher, darunter schriftliche Unterlagen, elektronische Datenträger, Mobiltelefone, zwei Störsender, Pfefferspray, ein Schlagring, mehrere Messer, die nach dem Waffenrecht verboten sind sowie sogenannte Polenböller und geringe Mengen Drogen.
Kopf der Gruppe soll ein Rocker der Hells Angels aus Aachen (Nordrhein-Westfalen) sein, der aus Brandenburg stammt. Er soll den Hells Angels MC Berlin Central nahe stehen und die Ableger der Red Devils in Seelow, Eberswalde sowie Schwedt und Templin als Mentor angeleitet haben. Bereits seit dem 20. Oktober sitzt der Mann in Untersuchungshaft, ihm wird der Handel mit Drogen im großen Stil vorgeworfen.
Drogenhandel in Angermünde aufgebaut und kontrolliert
Bereits im Mai 2015 hatte die Polizei die Hells Angels und Red Devils im Nordosten Brandenburgs ins Visier genommen. Damals nahmen die Ermittler zwei Rocker fest und stellten Waffen und Drogen fest. Die Rocker sollen über Jahre in Angermünde und im Umland den Drogenhandel aufgebaut und kontrolliert haben. Dann haben sie offenbar versucht, mit Schutzgelderpressung Geschäfte zu machen. Auch damals waren Wohnungen und das Clubhaus der Red Devils durchsucht worden, ermittelt worden war gegen neun Verdächtige.
In Brandenburg hat die Polizei derzeit 23 relevante Rockergruppen inklusive der Unterstützer registriert. Zur Rockerszene im Land zählen die Ermittler aktuell etwa 375 Personen. Der Szene werden 164 Straftaten im Jahr 2015 zugerechnet, zumeist ging es um Erpressungen und räuberische Erpressungen, häufig gab es auch Gewalttaten und Drogendelikte.
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