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Von Alexander Fröhlich: 220 Hektar Wald in Flammen
Alle Sommer wieder brennt es auf dem Truppenübungsplatz Jüterbog-West / Landesweit höchster Alarm
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Jüterbog – Mehr als 200 Hektar Wald brennen seit Sonntag auf dem früheren Truppenübungsplatz Alters Lager bei Jüterbog (Teltow-Fläming) nieder,. Die Rauchwolke ist kilometerweit zu sehen. Das Explodieren alter Munition in der Sperrzone sind zu hören. Ein genaues Bild über das Ausmaß konnten sich die Einsatzkräfte erst gestern Nachmittag aus der Luft verschaffen. Seither sind zwei Löschhubschrauber der Bundespolizei und ein Agrarflieger im Einsatz. Bereits am Sonntag brannten 85 Hektar nieder, „da stehen nur noch die schwarzen Stummel“, sagte der Jüterboger Ordnungsamtschef Joachim Wasmansdorff. Am Montag stand der Wald auf 220 Hektar in Flammen, was einer Fläche von rund 300 Fußballfeldern entspricht. Bei sengender Hitze bereitet der Wind den Einsatzkräften die größten Probleme, dadurch breitet sich das Feuer schnell aus.
„Unsere Leute können nicht direkt in den Wald hinein, das ist alles in der roten Zone“, sagte Wasmansdorff. „Dort fliegt die Munition durch die Luft.“ Feuer wüten regelmäßig im Sommer auf dem früheren Truppenübungsplatz, der bis 1992 militärisch genutzt wurde und zu großen Teilen der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg gehört. Als Auslöser wird alte Munition russischer Truppen vermutet, die sich durch die Hitze und Trockenheit selbst entzündet.
Von 100 Feuerwehrkräften vom Sonntag waren am Montag noch 40 vor Ort, sie lassen den Wald kontrolliert niederbrennen. Die lokalen Forstleute rechnen damit, dass der Brand noch drei Tage anhält. „Wegen der Munitionsbelastung können wir mit unserem Personal und den Fahrzeugen nicht viel ausrichten“, sagte Feuerwehr- Einsatzleiter Tino Gausche. Am Montag zogen die Feuerwehrkräfte einen Außenring als Sperrriegel um das insgesamt 280 Hektar große Waldstück. Allerdings „gehen uns die vorhandenen Wege aus, die munitionsberäumt sind und auf denen wir überhaupt noch tätig werden dürfen“, sagte Gausche. „Wir bewegen uns auf die Grenze zu.“ Die Feuerwehren versuchen, die Flammen an den Wegen aufzuhalten, indem sie dort Bäume und Waldboden feucht halten. „Wir haben unsere Probleme, die Feuerflanken gehen einfach darüber hinweg.“ Für den Notfall war am Montag sogar der Einsatz von Panzern im Gespräch, die breite Schneisen in den Wald schlagen können.
Angrenzende Ortschaften wie Bardenitz, Pechüle und Klausdorf sind aber noch nicht akut bedroht. Sie liegen teils nur etwas mehr als einen Kilometer von der nicht zugänglichen Sperrzone entfernt, an eine Evakuierung wird derzeit noch nicht gedacht.. „Wo wir eine große Gefahr sehen, werden wir mit den Hubschraubern eingreifen.“
In Brandenburg galt bis gestern in 13 von 14 Landkreisen die höchste Waldbrandwarnstufe, sie wird am Dienstag von der Forstverwaltung für das gesamte Land ausgerufen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Potsdam hat es im Juni und Juli deutlich zu wenig geregnet, größtenteils gab es nicht mal ein Zehntel der üblichen Niederschlagsmenge. Hinzu kommt die Hitze: Der Juli war bislang im Schnitt sechs Grad zu warm. „So etwas gab es noch nicht. Wenn es weiter so geht, könnte sich ein neuer Juli-Rekord ergeben“, sagte ein Sprecher.
Die Feuerwehren in Brandenburg sind jedenfalls im Dauereinsatz, es sind Tage der Extreme, in allen Landesteilen sind Rettungskräfte pausenlos mit Hilfen für Hitzegeplagte und dem Löschen von Waldbränden beschäftigt. Dabei wurde nach Angaben des Innenministeriums ein Feuerwehrmann leicht verletzt. Vielerorts brannte es auch auf vertrockneten Wiesen und Getreidefeldern, in vielen Fällen schließt die Polizei Brandstiftung nicht aus. Ganz anders im havelländischen Rathenow, dort mussten die Helfer am Sonntag nach heftigen Winden und Regen umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste beseitigen.
Die Menschen haben sich mehr oder minder gut auf die Hitze eingestellt. Die Helfer mussten vielfach wegen Kreislaufproblemen – vor allem bei älteren Menschen – ausrücken. Der stellvertretende Feuerwehrchef von Potsdam, Dirk Häusler, schätzte, dass es am Wochenende rund 20 Prozent mehr Einsätze wegen der Hitze gegeben hat.
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