zum Hauptinhalt

Brandenburg: 4000 Narren beim „Zug der fröhlichen Leute“

Größter Ost-Karnevalsumzug in Cottbus / In Berlin wurde seit 51 Jahren erstmals im Westteil gefeiert

Stand:

Cottbus/Berlin - Etwa 4000 Narren haben am Sonntag in Cottbus beim größten ostdeutschen Karnevalsumzug fröhliche Stimmung verbreitet. Bei Sonnenschein und Temperaturen um zehn Grad strömten sie am Nachmittag in einem „Zug der fröhlichen Leute“ durch die abgesperrte Innenstadt. Die kostümierten Jecken kamen vor allem aus Brandenburg, aber auch aus Sachsen, Berlin und Sachsen-Anhalt. An den Straßen winkten nach Veranstalterangaben mehr als 120 000 Zuschauer den Akteuren zu, 10 000 mehr als im Vorjahr. Überall erscholl der Ruf „Lausitz helau!“ Das viele Konfetti färbte die Straßen weiß – vor einem Jahr war es noch echter Schnee.

An der Spitze des Festzuges winkten Prinz Rüdi I. und Prinzessin Antje II. den Leuten zu. Bei flotter Faschingsmusik wirbelten die Funkenmariechen zwischen Narren, Festwagen, Kutschen und Pferden durch die Straßen. Die lauten Klänge der zehn Kapellen wurden noch von dröhnender Stimmungsmusik übertönt, die von etlichen der 85 Festwagen wummerte. In diesem Jahr hatten die 47 Vereine des gastgebenden Karneval-Verbandes Lausitz (KVL) auf ihren fast 200 Bildern aber nur wenige politische Themen aufgespießt. So spotteten die Narren des „Vereins Cottbuser Narrenweiber“ über die gerade verabschiedete Gesundheitsreform. Auf übergroßen Krankenscheinen forderten sie, Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) nicht krank zu schreiben und den CSU-Vizechef Horst Seehofer zum Vaterschaftstest zu schicken. „Wir haben keine Themen vorgegeben, so dass jeder Verein kreativ sein konnte“, sagte KVL-Präsident Frank Czepok.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) war in einem historischen Postauto von 1929 zur Ehrentribüne vor das Staatstheater gefahren worden. Dort nahm er mit Oberbürgermeister Frank Szymanski, Agrarminister Dietmar Woidke (beide SPD) und anderen Würdenträgern die Huldigungen des Volkes entgegen. „Schöner kann es nicht sein – ich durfte zum Warmmachen schon 20 Prinzessinnen küssen“, sagte der Regierungschef vergnügt mit Blick auf einen Empfang von Mitgliedern verschiedener Karnevalsvereine am Freitag in Potsdam.

Szymanski war zuvor gemeinsam mit dem Spree-Neiße-Landrat Dieter Friese (SPD) im Festumzug auf edlen Rössern in Richtung Tribüne unterwegs. Beide hatten sich als preußische Gardegrenadiere verkleidetet. „Das hat Symbolkraft, weil wir auch politisch an einem Strang ziehen“, klärte der Rathauschef auf. Im Anschluss wollten die Narren noch im beheizten Festzelt weiter feiern. Am Rosenmontag ist ein „Zug der fröhlichen Kinder“ durch Cottbus vorgesehen. Auch die sorbische/wendische Minderheit in der Niederlausitz feiert in diesen Tagen in den Dörfern ihre Zapust-Fastnacht mit lustigen Festumzügen.

In Berlin haben ebenfalls gestern hunderttausende Narren haben am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein den Karnevalszug verfolgt. Unter dem Motto „Hier tanzt der Bär“ startete er pünktlich um 11.11 Uhr am Kurfürstendamm und zog damit erstmals seit 51 Jahren wieder durch den Westteil der Stadt. Die 4,1 Kilometer lange Strecke führte über den Breitscheidplatz bis zum Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg. „Es ist wunderbar gelaufen“, sagte Organisator Harald Grunert. Nach seinen Angaben säumten rund 1,2 Millionen Zuschauer die Wegstrecke. Die Polizei sprach weiterhin von mehreren hunderttausend. Rund 130 Karnevalsgruppen sowie 2500 Narren und Närrinnen auf 60 Wagen winkten in die Menge. Insgesamt wurden rund 50 Tonnen Süßigkeiten und kleine Geschenke von den Wagen geworfen. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })