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„Shoah“-Regisseur Claude Lanzmann bekam als Hotelgast im Kempinski die Auskunft, dass wegen arabischer Gäste keine Vorwahl Israels in der Telefonliste stehe. Das löste Empörung aus, war aber falsch
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Berlin - Kann es sein, dass ein Berliner Luxushotel dem Druck arabischer Gäste nachgibt und Israel von der Liste der auf den Zimmern ausliegenden Ländervorwahlnummern streicht? Dieser Vorwurf erregte am Donnerstag die Gemüter. Der französische Filmproduzent und Publizist Claude Lanzmann hatte in der „FAZ“ über einen Aufenthalt im Bristol Kempinski am Kurfürstendamm berichtet. Nachdem er auf der im Zimmer ausliegenden Ländervorwahlliste Israel vermisst hatte, habe ihm ein Mitarbeiter an der Rezeption erklärt, die Nummer sei auf Druck arabischer Kunden herausgenommen worden, es handele sich da um eine bewusste Entscheidung der Direktion der Kempinski-Hotels.
Dieser Vorwurf rief umgehend auch Innensenator Frank Henkel auf den Plan. „Ich mag mir nicht vorstellen, dass es in Berlin ein renommiertes Hotel gibt, das Israel verleugnet, weil eine arabische Klientel das so will“, erklärte er. „Das wäre in unserer weltoffenen Stadt mit ihrer besonderen Geschichte und historischen Verantwortung nicht zu akzeptieren.“ Das Management sei sicher gut beraten, die Schilderung schnell zu entkräften. Dieser Vorwurf könne so nicht stehen bleiben.
Hoteldirektorin Birgitt Ullerich, gerade zurück aus dem Urlaub, äußerte sich eindeutig zu den Vorwürfen. „Das entspricht absolut nicht der Wahrheit. Es gab und gibt keine entsprechende Anweisung von mir oder von der Kempinski AG.“ Wie es zu der Geschichte kam und wer diese Aussage getroffen hatte, wollte sie noch recherchieren. Aber gerade auch im Hinblick auf die Gedenktafel, die am Haus an die jüdischen Vorbesitzer erinnert, gehe so etwas gar nicht und sei mit ihr auch nicht zu machen. „Das widerspräche völlig unserem Verständnis von Gastfreundschaft.“
Es sei allerdings ein unglücklicher Zufall, dass unter den 35 Vorwahlen, die aus 193 Ländern weltweit für die Liste ausgewählt wurden, Israel nicht mit dabei sei, gab sie zu. Dahinter stecke aber auf keinen Fall Absicht. Das sei einfach ein Versehen gewesen. „Sollten wir mit dem Fehlen der israelischen Vorwahl die Gefühle von Herrn Lanzmann verletzt haben, so bitten wir aufrichtig, dies zu entschuldigen“, fügte sie hinzu. Man habe die Vorwahl „selbstverständlich“ ergänzt. „Grundsätzlich sind bei uns alle Gäste willkommen.“
Auch Dehoga-Präsident Willy Weiland äußerte sich eindeutig: „Das ist Quatsch, eine völlig blöde Aussage.“ Selbst wenn ein arabischer Gast so was fordern würde, dürfe man sich auf keinen Fall darauf einlassen. Tourismus sei ein weltweites Thema, da gebe es in den Köpfen keine Grenzen, die Mitarbeiter seien ja auch international. „Wir sind nicht in Konflikte involviert und müssen für alle unsere Gäste in gleicher Weise da sein.“ Er könne sich vorstellen, dass da ein Mitarbeiter nur schnell eine Ausrede habe finden wollen, sagte der langjährige Generaldirektor des Hotels Interconti. In anderen Spitzenhotels hat man von derlei Ansinnen nie etwas gehört.
Aus dem Hotel ist zu hören, natürlich hätten auch die arabischen Gäste manchmal Sonderwünsche, da gehe es aber um andere Dinge, zum Beispiel, dass kein Alkohol in der Minibar sein solle. Auf den Zimmern lägen bezüglich der Telefonbenutzung nur noch Preislisten aus, sagte eine Sprecherin. Brauche jemand eine Vorwahl, frage er beim Concierge nach.
Ähnlich wird es im Hotel Adlon gehandhabt, das ebenfalls von der Kempinski- Gruppe betrieben wird. Die Gäste hätten auf den Zimmern ein iPad mit Hotelinfos. Darauf gebe es den Hinweis, dass der Concierge mit internationalen Vorwahlnummern weiterhelfen könne, sagte die Hotel-Sprecherin. Das Hotel Regent am Gendarmenmarkt teilt mit, Israel sei auf der in den Zimmern ausliegenden Liste verzeichnet. Auch im Grand Hyatt am Potsdamer Platz rufen Gäste, die eine internationale Vorwahl brauchen, den Concierge an. Die Immobilie gehört Eignern in Katar und wird von Grand Hyatt betrieben. Sonderwünsche seien normal, aber nur hinsichtlich kultureller Gegebenheiten, so eine Sprecherin.Elisabeth Binder
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