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Brandenburg: Abrissbagger in Aktion

Erstes Haus in Lacoma muss Tagebau weichen / Einwohner protestieren

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Erstes Haus in Lacoma muss Tagebau weichen / Einwohner protestieren Von Dana Trenkner Lacoma. Ein Umzugswagen steht noch vor dem Haus Nummer 23 im südbrandenburgischen Dorf Lacoma, als sich die Abrissbagger des Energiekonzerns Vattenfall mit Polizeischutz den Weg durch die demonstrierenden Einwohner des Ortes bahnen. Kaum hat der einstige Bewohner des alten Bauernhauses sein Hab und Gut in Sicherheit gebracht, frisst sich die Baggerschaufel auch schon in das Gemäuer. Das Gebäude musste gestern als erstes Platz für den näher rückenden Tagebau Cottbus-Nord machen. Durch das Grundstück soll ein Entwässerungsriegel führen, der dem Ort das Wasser entziehen soll, bevor die Kohlebagger kommen. Rund 60 Einwohner und Sympathisanten demonstrieren am Montag mit Sitzblockaden und auf Dächern gegen die Vattenfall-Pläne, sie hindern die Bagger kurzzeitig am Vorrücken. Polizeibeamte fordern die Männer und Frauen mehrmals auf, die Straße zu verlassen, manche Demonstranten werden von Polizisten weggetragen. Bevor die Abrissbagger mit ihrer Arbeit beginnen, reden Vertreter von Vattenfall und des Lacoma-Vereins, der sich für den Erhalt des Ortes und die angrenzende Teichlandschaft einsetzt, miteinander. Dabei geht es vor allem um die Zukunft der Kulturscheune, das soziale Zentrum des Ortes. Der Konzern bietet an, die Scheune in einem anderem Ort wieder zu errichten. Die Lacomaer wollen aber nur einen neuen Standort innerhalb des Dorfes akzeptieren. Das lehnt Vattenfall mit Blick auf die bevorstehende Abbaggerung ab. Der Konzern unterstreicht, er sei Eigentümer der Gebäude und werde alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um das für vorbereitende Bergbauarbeiten benötigte Gelände so schnell wie möglich in Anspruch nehmen zu können. Der Abriss sei „reine Willkür“, solange die Entwässerungsleitungen noch nicht genehmigt sind, hält der Chef des Lacoma-Vereins, René Schuster, dagegen. Der Verein fordert, alle Grundstücks-Kündigungen und den Abriss so lange auszusetzen, bis mit einem Planfeststellungsbeschluss über die Zukunft des 500 Jahre alten Hammergrabens, an deren Rand Lacoma steht, und der Teichlandschaft entschieden ist. Zwei ältere Einwohner des Dorfes stehen den ganzen Morgen über kopfschüttelnd am Straßenrand. „Wir fragen uns, warum die sich nicht einigen können“, sagt der Mann. Die beiden sind die Einzigen, die schon Ende der 80er Jahre in dem Ort lebten. Das Dorf am Rand von Cottbus war dann leergezogen worden, damit die darunter liegende Braunkohle abgebaut werden konnte. Als sich nach der Wende der Abriss von Lacoma verschob, wurde das Dorf neu besiedelt. Das Haus der alte Leute liegt knapp hinter dem Rand der zukünftigen Tagebaukante, daher dürfen sie bleiben. An Baggerlärm und Bergbaugerät werden sie sich wohl gewöhnen müssen, denn die Erteilung der Genehmigungen für den Entwässerungsriegel ist laut einem Vattenfall-Sprecher nur noch eine Frage der Zeit.

Dana Trenkner

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