Brandenburg: Abtausch in Sachen Schlagfertigkeit
Klaus Wowereit und Friedbert Pflüger trafen im Wahlkampf zum zweiten Rededuell aufeinander
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Berlin - Zwei mal haben sich die beiden schon duelliert, zwei weitere Wortgefechte stehen Klaus Wowereit und Friedbert Pflüger in diesem Wahlkampf noch bevor. Der SPD-Spitzenmann und sein Herausforderer von der CDU trafen am Montag Abend auf Einladung des Tagesspiegel im Berliner Hotel Intercontinental auf einander – und gerieten zunächst einmal in einen Schlagfertigkeitsabtausch. Wowereit wollte Pflüger in Verlegenheit bringen und hielt ihm Zitate aus einem Pflüger-Interview mit der Neuen Presse Hannover vor. Der hatte der CDU-Mann anvertraut, er wolle Hannover – „meine Geburtsstadt“ – bei aller frischen Faszination von Berlin im Herzen „heilig“ halten.
Pflüger nutzte die Gelegenheit, Berlin noch mal kräftig zu loben und daran zu erinnern, dass er sich nun „ganz“ der Stadt- und Landespolitik widmen will – Wowereit drehte bei, erwähnte, dass auch sein Freund aus Hannover stamme und dass man Menschen aus Hannover also lieben könne.
Ganz so herzenswarm und hannoverfreundlich ging die Debatte nicht weiter. Das lag an den Themen – und daran, dass Pflüger jede Übereinstimmung mit Wowereit vermied. Hatte er beim ersten Duell mit Wowereit im Haus der „Berliner Zeitung“ dem Regierenden gern „theoretisch“ Recht gegeben, arbeitet er diesmal detailgenau und angriffslustig die Gegensätze heraus.
Pflüger ist eben nicht immer nur nett und freundlich – Wowereit merkte das beim ausgiebigen Streit über die Schulpolitik, die Einheitsschule, die flexible Eingangsstufe. Allerdings bewies der Regierende Bürgermeister, dass er in der Schul- und Bildungspolitik zu Hause ist, Überzeugungen hat und sie nicht erst gerade als Wahlkampfspielplatz entdeckt hat. Die Publikumsreaktionen zeigten – auch wenn die Spitzenkandidaten für Unterstützung durch Parteifreunde und Cheerleader gesorgt hatten –, dass viele der 700 Zuhörer dem Senat ideologisch motivierte Schulpolitik unterstellen.
Besser sah Wowereit aus, als es um Wirtschaft ging. Gewiss – Pflüger wurde seine Ideen los. Er kämpfte für den Flughafen Tempelhof und zeichnete das Bild vom Regierenden, dem die gute alte Industrie gleichgültig ist. Doch Wowereit hatte die Logik auf seiner Seite. „Quatsch“ sei es, irgend einer Regierung zu unterstellen, sie lasse Investoren einfach an Berlin vorbei ziehen. Allerdings: Wenn es so einfach wäre, neue Jobs und neue Investoren nach Berlin zu holen, hätten es sich Wowereit und sein Wirtschaftssenator Harald Wolf ganz sicher einfach gemacht.
Ein Regierender, der sehr gründlich werden kann, wenn ihm einer die Bilanz klein zu reden versucht, und ein Herausforderer, der um Ideen nie verlegen ist, aber nicht immer sagt, woher das Geld für seine Pläne kommen soll – das zweite Wort und Ideengefecht der beiden Kandidaten hat Tempo und Stimmung in den Wahlkampf gebracht. Manchmal wirkte Klaus Wowereit wie der Realist, der weiß, was nicht geht, Friedbert Pflüger aber wie einer, der zu wissen vorgibt, was alles gehen könnte. Nur was die Wähler wollen, weiß keiner.
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