Brandenburg: Achtjährige auf Schultoilette missbraucht
Berlin-Gesundbrunnen: Täter flüchtete unerkannt / Eltern kontrollieren seit dem Vorfall die Eingänge
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Berlin - Auch nach fast einem Monat ist der Täter noch nicht ermittelt: Wie erst am gestrigen Mittwoch bekannt wurde, ist am 1. März ein achtjähriges Mädchen auf der Toilette der Humboldthain-Grundschule in Berlin-Gesundbrunnen schwer sexuell missbraucht worden. Wegen der intensiven Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschaft bisher die Öffentlichkeit nicht informiert. Lehrer hatten offenbar den Übergriff bemerkt und den Täter aufgeschreckt. Es gelang ihm aber noch, unerkannt zu flüchten. Seither lassen Mütter und Väter ihre Kinder nicht mehr alleine zum Unterricht gehen und bewachen das Gelände der Ganztagsschule. Nach Ostern sind zusätzliche Sicherungsmaßnahmen geplant.
Der Übergriff ereignete sich laut Staatsanwaltschaft gegen 10 Uhr, also während der Unterrichtszeit. Das missbrauchte Kind wird seither von Schulpsychologen betreut. Nach der Beschreibung des Mädchens soll es sich um einen etwa 30-jährigen Mann mit kurzen braunen Haaren handeln. Offenbar trug er blaue Jeans und ein graues Sweatshirt.
Die Schulleitung informierte umgehend die Polizei und die Eltern aller Klassen. Der Vorfall wurde zudem im Unterricht thematisiert. Auch die Elternvertreter reagierten schnell. Sie organisierten Elternlotsen, die den Pausenhof und alle Schulgebäude tagsüber nicht mehr aus den Augen lassen. Während der Osterferien soll das gesamte Gelände dann noch besser abgesperrt und gesichert werden. „Danach kommt man zu den Unterrichtszeiten nur noch per Klingeln hinein“, sagte eine Sprecherin der Senatsschulverwaltung. Nur zum Schulbeginn blieben die Zugänge offen. „Wenn die Schüler kommen, werden aber Lehrer an den Eingängen stehen und dabei auch eine entsprechende Kontrollfunktion ausüben.“ Der Bezirk Mitte finanziert alle Sicherungsmaßnahmen. Dazu gehören laut Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) neue Schließanlagen sowie weitere „Investitionen zur Gefahrenabwehr“, die von der Schule inzwischen beantragt wurden. Hanke: „In einem solchen Fall schauen wir nicht aufs Geld.“
Ähnliche Sicherungen, wie sie jetzt an der betroffenen Grundschule vorgesehen sind, gibt es bereits an etlichen anderen Berliner Schulen. Auch dort muss man klingeln, um hineinzukommen. In vielen Fällen lässt sich das aber nur schwer realisieren – wegen des regen Publikumsverkehrs, aber auch aufgrund der vielen Schuleingänge und des teils unübersichtlichen Geländes. Dennoch lehnen nahezu alle Berliner Grundschulen Wachschutzposten vor ihren Pforten ab, wie sie in Neukölln bis Ende 2011 ausprobiert wurden.
Die Humboldthain-Grundschule wird von rund 400 Schülern aus 21 Nationen besucht. Sie engagiert sich für ein multikulturelles Zusammenleben. Die Eltern sind nun äußerst besorgt. „Ich würde mein Kind am liebsten überhaupt nicht mehr an diese Schule schicken“, sagt eine Mutter am Mittwoch vor dem Schulgebäude. Andere Eltern reagierten gefasst. Die Schule habe sie noch am selben Tag informiert und geraten, ihre Kinder nicht mehr allein zur Schule gehen zu lassen. Erst vor zwei Wochen hatten Grundschulen in Hohenschönhausen vor einem Sexualstraftäter gewarnt und die Eltern gebeten, ihre Kinder nicht unbegleitet zu lassen. Ein Unbekannter hatte versucht, eine Viertklässlerin in sein Auto zu locken. Das Mädchen rannte weg und informierte die Schule. Einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt es nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft aber nicht.
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