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Brandenburg: ADAC warnt vor Staus und Stillstand

Automobilklub fordert ein Mammut-Investitionsprogramm für vernachlässigte Straßen in Brandenburg – und für den öffentlichen Nahverkehr im Land

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Potsdam - Der ADAC warnt vor einer Vernachlässigung der Verkehrsinfrastruktur in der Hauptstadtregion. Am Montag präsentierte der Automobilclub, der in Berlin-Brandenburg etwa 1,2 Millionen Mitglieder vertritt, in Potsdam einen Forderungskatalog an Bund und Land für den nötigen Ausbau der Straßennetze und des öffentlichen Nahverkehrs in Brandenburg bis zum Jahr 2030. Wenn Investitionen weiter zurückgefahren werden, der Nahverkehr noch mehr ausgedünnt werde, werde Brandenburg „nicht mithalten können“, sagte Vorstand Manfred Voit. Nach dem vom ADAC vorgelegten „Mobilitätsplan 2030“ für Brandenburg würden allein für den weiteren Ausbau des „blauen Netzes“ der wichtigsten Autobahnen und Bundesstraßen jährlich 350 Millionen Euro benötigt, wovon nur ein Bruchteil von Bund und Land gesichert sei. Es ist eine Summe, die man im Potsdamer Verkehrsministerium angesichts der knappen Kassen von Bund und Land für illusorisch hält.

Der ADAC verweist unter anderem auf die von der Landesregierung selbst erwartete Verdreifachung des Transitverkehrs bis 2030. Um einen Kollaps abzuwenden, ist für den Verband der sechsstreifige Ausbau der A24 nach Hamburg bis Dreieck Wittstock, aber auch der Autobahnen nach Frankfurt (Oder), nach Cottbus und nach Dresden zwingend nötig, ebenso die Erneuerung der A 11 in Richtung Stettin. Der ADAC drängt auch auf den Neubau der Autobahn 14 zwischen Wittenberge und Schwerin. Außerdem müsse die Oder-Lausitz-Trasse – die Verbindung entlang der Oder von Cottbus über Frankfurt (Oder) bis Schwedt – endlich zu Ende gebaut werden. Für eine bessere Verbindung zwischen Berlin und dem Umland sollten aus Sicht des ADAC folgende Nadelöhre verschwinden, also ausgebaut werden: die Landesstraße 33 vom Ostteil Berlins zur A 10 sowie die L 20 von Falkensee nach Spandau. Parallel dazu drängt der ADAC auf attraktivere Bahn- und Nahverkehrsverbindungen, besonders für Pendler, etwa die Verlängerung der S-Bahn nach Falkensee und Velten und auf die Realisierung eines engmaschigen Park-and-Ride-Systems in der gesamten Region. Von den 180 000 Berlin-Pendlern würden nach Einschätzung des ADAC viele lieber auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Aber auch in den Regionen sieht der ADAC Ausbaubedarf bei der Bahn: So sollten Regiozüge in den Spitzenzeiten im 30-Minuten-Takt zwischen Cottbus und Leipzig fahren und die Verbindung saniert werden. Und zur Sicherung von Mobilität in dünn besiedelten, von Einwohnerschwünden besonders betroffenen Regionen regt der Auto-Club Rufbusse und „Mobilitätsstammtische“ unter Einbeziehung von Sozialstationen und Gewerbetreibenden an, um in den Dörfern „Mitfahrgemeinschaften“ zu organisieren. Eine Beteiligung seiner eigenen Pannenhilfsflotte – in der Region sind es zweitausend Fahrzeuge – schloss der ADAC allerdings unter Verweis auf die technische Ausrüstung der Fahrzeuge und juristische Schwierigkeiten aus. Überhaupt geht der Verband merkwürdigerweise davon aus, wie auf der Presskonferenz deutlich wurde, dass seine Mitgliederzahlen trotz des Schrumpfens der brandenburgischen Bevölkerung um 300 000 Einwohner bis 2030 auch in den nächsten Jahren weiter kontinuierlich wachsen werden. Das bisherige ADAC-Wachstum speist sich allerdings eher aus Berlin, wo 66 Prozent der Autofahrer im ADAC sind. In Brandenburg sind es 44 Prozent. Thorsten Metzner

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