Brandenburg: Afrikaner ins Gleisbett gestoßen
Rassistischer Überfall in Ludwigsfelde – junge Täter attackieren und beleidigen Mann aus Sierra Leone
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Ludwigsfelde - Auf dem Bahnhof Ludwigsfelde wurde am Sonntagmorgen ein Afrikaner von mehreren jungen Männern rassistisch beschimpft und ins Gleisbett gestoßen. Wie die Polizei in Potsdam mitteilte, wurde der 30 Jahre alte Mann aus Sierra Leone „mit den Worten ,Scheiß Nigger‘ beleidigt und mit Bier übergossen“. Das Opfer hatte nach der ersten Provokation versuchte, in einen einfahrenden Zug einzusteigen, wurde jedoch daran gehindert und nach der Ausfahrt der Bahn anschließend auf die Gleise geschubst. Die stark betrunkenen Täter konnten von der Polizei festgenommen werden.
Der aus Afrika stammende Mann hatte am Morgen, kurz nach 8 Uhr, auf seinen Regionalexpress gewartet, als er von den fünf jungen Männern attackiert wurde. Er soll auch mit einer Bierflasche beworfen worden sein, sagte ein Polizeisprecher. „Der Schwarzafrikaner wurde jedoch nicht verletzt.“
Die Beamten, die gegen 8.35 Uhr den Notruf des Opfers erhielten, eilten schnell zum Bahnhof und konnten fünf Männer in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Ludwigsfelde festnehmen. Die zwei Hauptverdächtigen sind 23 und 24 Jahre alt; die drei weiteren, die jedoch nach Polizei-Angaben „nicht aktiv“ an der Tat beteiligt gewesen sein sollen, sind zwischen 19 und 23 Jahre alt. „Alle fünf Männer standen erheblich unter Alkholeinfluss“, sagte ein Polizeisprecher. Sie hatten zwischen 1,3 und 1,6 Promille und wurden zur Ausnüchterung auf die Polizeiwache gebracht. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Volksverhetzung. Am Nachmittag wurden die Männer bereits vernommen. Ob sie schon in der Vergangenheit wegen rechter Straftaten auffielen oder dem rechten Milieu zugeordnet werden, war nicht zu erfahren.
Der rassistische Überfall kurz hinter der Berliner Stadtgrenze fand eine Woche vor der bundesweiten „Aktionswoche gegen Rassismus 2007“ statt, die vom 17. bis 25. März stattfindet. Organisiert wird sie vom Verein „Gesicht zeigen!“ und dem „Interkulturellen Rat“. Der Verein hat Schulen, Museen, Theater und Jugendeinrichtungen dazu aufgerufen, „sich den Themen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf unterschiedlichste Weise zu nähern“.
Der Vorsitzende der Vereins „Gesicht zeigen!“, Uwe-Karsten Heye, hatte am Wochenende in einem Gespräch mit der Presseagentur dpa die Bundesprogramme gegen Rechtsextremismus als „unzureichend, kurzsichtig und bürokratisch“ kritisiert und Brandenburgs Kampf gegen Rechtsextreme gelobt. Wie an dem leichten Rückgang rechtsextremer Gewalttaten im Land Brandenburg im Jahr 2006 zu erkennen sei, trage langjährige Aufklärungsarbeit gegen rechts dort erste Früchte, sagte Heye. Das komme nicht überraschend, denn als einziges Bundesland unterstütze Brandenburg solche Projekte finanziell stark. Daran sollte sich der Bund ein Beispiel nehmen.
Heute hält der ehemalige Sprecher der Bundesregierung in Potsdam die Festansprache zur christlich-jüdischen „Woche der Brüderlichkeit“ in Brandenburg, die im Alten Rathaus eröffnet wird.
André Görke
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