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Brandenburg: Agrarxperten: Das Wetter war eine Katastrophe

Laut Woidke müssen Landwirte Verluste von mindestens 40 bis 50 Millionen Euro zu verkraften

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Potsdam - Das Agrarministerium hat die diesjährigen Wetterkapriolen als Naturkatastrophe eingestuft. Die Landwirte hätten aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse in diesem Jahr Verluste von mindestens 40 bis 50 Millionen Euro zu verkraften, sagte Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) gestern in Potsdam-Fahrland. Das Land habe deshalb eine Richtlinie für Hilfen zur Existenzsicherung aufgelegt, die noch von der EU genehmigt werden müsse. Mit den zur Verfügung stehenden rund fünf Millionen Euro könnten allerdings nicht die gesamten Schäden ausgeglichen werden. Es gehe lediglich um die Liquiditätssicherung für besonders betroffene Betriebe.

Nach Angaben des Präsidenten des Landesbauernverbandes, Udo Folgart, liegen die Erträge bei der Getreideernte zehn Prozent unter dem Niveau der Jahre 2000 bis 2005. Beim Roggen seien Ausfälle von 27 Prozent zu verzeichnen. Beim Grünfutter seien in einigen Gebieten Totalausfälle zu verzeichnen, so dass die Landwirte bereits wegen Futtermangels ihren Tierbestand reduziert hätten. Auch beim Obst gebe es erhebliche Einbußen.

Zu schaffen machten den Landwirten späte Fröste im Frühjahr, ein extrem trockener April sowie sintflutartige Regenfälle und Hagelschauer im Sommer. Dabei fielen innerhalb von drei Monaten so viel Niederschläge wie sonst in einem ganzen Jahr. Besonders betroffen waren die Landwirte im Rhin- und im Havelluch. Dort stehen rund 40 000 Hektar Landwirtschaftsfläche unter Wasser. Die Bauern werfen dem Landesumweltamt Missmanagement bei der Wasserbewirtschaftung vor. So seien Kanäle und Abflussgräben nicht entkrautet worden, betonte ein Landwirt. Woidke sicherte zu, dass der Managementplan überarbeitet werde. Der Präsident des Gartenbauverbandes, Jörg Kirstein, zog eine differenzierte Erntebilanz. Während die Spargelernte in diesem Jahr sehr gut verlaufen sei, werde der Ertrag bei den Äpfeln nur ein Drittel des Vorjahreswertes erreichen. Das liege an späten Frösten im Frühjahr. Aufgrund der Nässe werde es wiederum Ausfälle bei der Gurkenernte geben. Nach Angaben von Kirstein werden voraussichtlich rund 60 bis 70 Obst- und Gartenbaubetriebe Anträge auf Hilfen zur Existenzsicherung einreichen. Bei den Ackerbaubetrieben werden weitaus mehr Anträge erwartet. Allein aus dem Havelland sei mit rund 100 Anträgen zu rechnen, sagte Folgart. Laut der Richtlinie erhalten die Betriebe in besonders benachteiligten Gebieten bis zu 30 Prozent ihres Ausfalls erstattet. In anderen Gebieten werden bis zu 20 Prozent des Ausfalls ersetzt. Landwirt Manfred Kleinert aus Potsdam-Marquardt appellierte an seine Kollegen, trotz der Missernte zu investieren. Nach einer schlechten Apfelernte trieben die Bäume enorm aus und könnten bei entsprechender Pflege im Herbst im kommenden Jahr Rekordernten ermöglichen. Dazu müssten die Betriebe Durchhaltevermögen zeigen. ddp

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