Brandenburg: „Akt der Intoleranz“
Protest gegen Anschlag auf Schwulen-Mahnmal Polizeilicher Staatsschutz übernahm Ermittlungen
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Berlin - Mit einer Mahnwache an der Stele für in der NS-Zeit verfolgte Homosexuelle protestierten gestern rund 200 Menschen, darunter Politiker und Vertreter von Schwulen-Organisationen, gegen den Anschlag auf das Mahnmal am Rand des Tiergartens. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit war anwesend. An der Betonsäule war am Wochenende eine Sichtscheibe zerstört worden, hinter der ein Videofilm zwei sich küssende Männer zeigt.
Gestern hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Ein Polizeisprecher sagte, dass ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werde. Hinweise auf Täter oder Motiv lägen aber noch nicht vor.
Klaus Wowereit verurteilte die Tat als „Akt von Intoleranz und Homophobie“. „Ein Anschlag auf dieses Mahnmal ist eindeutig gegen Homosexuelle gerichtet. Das lässt sich sagen, ohne dass man weitere polizeiliche Ermittlungen abwarten muss.“ Er gehe davon aus, dass die Polizei alles tun werde, „um die Täter dingfest zu machen“. Staatsminister Bernd Neumann (CDU) rief zu „mehr Toleranz und Respekt vor der Würde des anderen in unserer Gesellschaft“ auf. Er deutete auch eine mögliche „Verbesserung von Sicherheitsmaßnahmen“ bei dem etwas im Park zurückversetzten Denkmal an.
Rudolf Brazda, der am 27. Mai das Mahnmal gemeinsam mit Wowereit und Neumann der Öffentlichkeit übergeben hatte, zeigte sich entsetzt: „Dieser Anschlag ist schrecklich.“ Aufgrund seiner Homosexualität war er in der NS-Diktatur ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert worden. Eine Sprecherin der für das Mahnmal verantwortlichen Stiftung erklärte, dass heute mit den Reparaturarbeiten begonnen werde. Zunächst setze man allerdings eine provisorische Scheibe anstelle des beschädigten Glases ein. „Das spezielle Sicherheitsglas muss erst neu produziert werden.“ Laut Hersteller rechne man mit der Fertigstellung in der zweiten Septemberwoche. „Die Scheibe ist dreischichtig, jede Schicht ist acht Millimeter dick“, sagte Borzym. hip
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