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Brandenburg: Akzeptanz für ein Eldorado

Nationalpark Unteres Odertal auch von den Uckermärkern entdeckt / Platzeck besucht Auenlandschaft

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Angermünde - „Damit lässt sich Zukunft gestalten“, sagt Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). „Was für ein Glück, diese geschützte Landschaft“, schreibt ein Tourist aus Stuttgart ins Gästebuch. Beide sind begeistert vom Nationalpark Unteres Odertal in der Uckermark. Der Regierungschef besuchte den Park gestern im Rahmen seiner diesjährigen Tourismus-Sommerfahrt. Er hat den Park zu Beginn der 1990er Jahre als Umweltminister mit aus der Taufe gehoben.

Doch erst jetzt hat sich die einzigartige Auenlandschaft an der Oder auch in den Köpfen der Menschen der Region etabliert, wie der Schwedter Bürgermeister Jürgen Polzehl (SPD) betont. „Dass das so lange dauern würde, hätte ich damals nicht gedacht“, blickt Platzeck zurück. Die Entscheidung für den Nationalpark sei aber in jedem Fall richtig gewesen. Ziel sei eine Symbiose von Industrie in Schwedt und Natur pur im Unteren Odertal gewesen. Die funktioniere inzwischen. Das sieht inzwischen auch Polzehl so. Der einstige Kritiker des Nationalparks sieht heute großes Potenzial in dem Schutzgebiet.

Jahrelang hätten Fundamentalisten des Naturschutzes das Wort geführt, heute werde die Bevölkerung einbezogen. Gravierende Mängel in der Kommunikation gehörten endlich der Vergangenheit an. Vor allem ermögliche das im vergangenen Jahr verabschiedete neue Nationalparkgesetz endlich auch eine touristische Nutzung des Gebietes. So lasse sich auch Wertschöpfung schaffen. „Wir können das Thema jetzt richtig nach vorne bringen. Da steckt eine Menge Potenzial drin“, ist Polzehl überzeugt.

Nationalparkchef Dirk Treichel sagt: In keinem anderen deutschen Nationalpark sei der Anteil an Privatbesitz so hoch, in keinem anderen Park sei so umfangreich intensive Landwirtschaft betrieben worden. Derzeit seien lediglich 15 Prozent des Parks vollkommen aus jeglicher menschlicher Nutzung genommen. Ziel seien 50,1 Prozent. Die Grundidee für Nationalparks sei eben, die Natur der Natur zu überlassen. Das habe viel Überzeugungskraft in der Region gekostet.

Mittlerweile seien in schwierigen Fragen Lösungen und Kompromisse gefunden worden. So gebe es ein Flurbereinigungsverfahren, das die Übertragung von Grundstücken und den entsprechenden Ausgleich regele.

Der Widerstand gegen den Park sei somit geschwunden. Selbst der Verein gegen den Nationalpark habe sich mittlerweile aufgelöst, ist Treichel froh.

Der Nationalpark ist der einzige in Brandenburg und einer von 14 in Deutschland. Er erstreckt sich auf einer Fläche von rund 10 400 Hektar. Treichel betont, die Artenvielfalt sei einmalig. 1700 Pflanzenarten wurden bislang erfasst, hinzu kommen mehr als 3000 Tierarten. „Ein Eldorado für Naturliebhaber“, schwärmt der Nationalparkchef. Selbst aus England kämen Besucher, um seltene Vögel zu beobachten. Auch Elche und Wölfe durchstreifen hin und wieder das Gebiet - sie kommen aus dem Naturpark auf der polnischen Seite der Oder.

Hilfreich zur Steigerung der Akzeptanz des Parks ist nach Einschätzung von Treichel der so genannte Tourismusparagraf im neuen Nationalparkgesetz. Demnach dürfe jetzt in ausgewählten Bereichen gepaddelt und geritten werden. Zudem gebe es drei kleine Badestellen und ausgewiesene Eislaufgebiete. Auf den Deichen dürfen Kremser fahren. Radfahrer sind dort schon seit einiger Zeit unterwegs.

Der Radtourismus entwickelt sich laut Polzehl zu einer wichtigen Einnahmequelle von Schwedt und der Region. In diesem Jahr gebe es einen regelrechten Boom, sagt der Bürgermeister. Noch nie habe er so viele Radfahrer in der Stadt gesehen. Der Park sei ein Wirtschaftsfaktor geworden. Das sei ein kleiner Durchbruch für die Region. Platzeck hört das gerne. Was sich verhakt hatte, reiche sich nun die Hand, sagt der Ministerpräsident. Jetzt könne Zukunft mit dem Park gestaltet werden. Die Vernunft habe gesiegt.

Susann Fischer

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