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Von Ralf Schönball: Am Leipziger Platz geht’s endlich voran
Baustart nach jahrelanger Verzögerung auf dem einstigen Wertheim-Gelände. In zwei Jahren soll das 450-Millionen-Projekt fertig sein
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Berlin - Für den Regierenden Bürgermeister war der Spatenstich am Leipziger Platz 12 schon der zweite Termin am Freitag Vormittag. Doch Klaus Wowereit konnte an das Businessfrühstück in der Industrie- und Handelskammer, wo er zuvor seine Politik vor Wirtschaftsbossen verteidigt hatte, nahtlos anschließen: „Dieses Projekt ist der Beweis, dass es vorangeht“ in Berlin, sagte er. Und zumindest für die kommenden zwei Jahre ist das mit 450 Millionen Euro größte private Bauvorhaben Berlins ein kleines Konjunkturprogramm. Denn viele der rund 900 Bauarbeiter sollen von mittelständischen Firmen aus der Region kommen, um den 150 000 Quadratmeter großen, mit Sandstein verkleideten Komplex zu errichten.
Dass Wowereit anschließend zusammen mit Bauherr Harald G. Huth und Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe mannshohe Spaten wuchten mussten, erinnerte auch daran, wie sich zuvor so mancher Investor an diesem Bauvorhaben schon verhoben hatte: Das Münchner Investorenpaar Peter und Isolde Kottmair in den 90er Jahren etwa. Und auch die Aktiengesellschaft Orco hatte viele Jahre geplant, aber nicht gebaut – und musste nach schwierigen Börsenjahren Grundstück und Gesellschaft nun an Projektprofi Huth verkaufen: In drei Raten überweisen dessen Banken nun den Kaufpreis von 126 Millionen Euro an Orco – die selbst vor Jahren rund 75 Millionen Euro für die Brache bezahlt haben soll. „So ist das Leben“, sagt Huth lapidar dazu.
Baustadtrat Ephraim Gothe lobte denn auch den jugendlich wirkenden Bauherrn für seine Beharrlichkeit und dafür, dass er auch bei Rückschlägen und Problemen „nie die Contenance verlor“. Immer noch klagen Eigentümer benachbarter Grundstücke gegen das Projekt. „Beherrschbar“ nennt Gothe diese „Risiken und Nebenwirkungen“. Auch „drei Rechtsgutachten“ sollen die Chancen seiner Gegner als wenig aussichtsreich werten, sagt Huth.
Von „Interessengegensätze“ sprach Wowereit dann aber auch noch: „Wir wollen eine Durchlässigkeit haben vis-à-vis des Bundesrates“, mahnte er. Von „Transparenz“ sprach er weiter und meinte die etwa zwanzig Meter breite Straße, die das Grundstück in zwei Blöcke zerschneidet. Der Weg durch den Komplex hindurch soll direkt gegenüber vom Bundesrat entstehen und das Parlamentsgebäude mit den Landesvertretungen hinter dem Neubau verbinden. Dass ein Dach diese Straße vor Wind und Wetter schützen wird, ist fest vereinbart. Den Weg aber durch eine Tür zu verschließen, wie es sich der Entwickler wünscht, lehnen das Land und der Bezirk aber ab. Sogar mit dem Fahrrad müsse man hindurchfahren können, fordert Gothe.
Die Folgen der neuen Großbaustelle könnten auch BVG-Kunden zu spüren bekommen: Acht Monate lang wird die Linie U2 unterbrochen, falls der Investor den Tunnel dort neu bauen muss. „Das ist eine von mehreren Optionen“, sagt BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Und was auf dem Areal entsteht, ist gewaltig: Ein Einkaufscenter mit über 50 000 Quadratmetern so groß wie das Alexa und mit über 200 Geschäften fast doppelt so groß wie die Arkaden am Potsdamer Platz. Dazu ein 7000 Quadratmeter großes Hotel von „Motel One“. Und Huth glaubt, dass Leipziger und Potsdamer Platz zusammenwachsen werden zu einer großen Einkaufsmeile. Sogar die Brücke bis zur Friedrichstraße werde geschlagen – ein weiter Weg die Leipziger Straße entlang, an der bisher dunkle Fenster leerer Bürohäuser stieren.
Auch gewohnt wird am Leipziger Platz: 12 bis 18 Euro pro Quadratmeter und Monat will Huth für die bis zu 170 Mietwohnungen verlangen. Wowereit wird wohl recht behalten. Beim Businessfrühstück hatte er gesagt: „Die Stadt wird nicht mehr so preiswert sein wie bisher“. Steigende Mieten seien aber ein Zeichen wirtschaftlicher Erholung.
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