
© Patrick Pleul/dpa
Brandenburg: Am Strand in Not
Die Hauptstadtregion kam ins Schwitzen, die Bahn hatte Probleme und Autobahnen wurden beschädigt
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Potsdam - Am Wochenende sind in Brandenburg und Berlin mehrere Menschen bei Badeunfällen oder infolge der Hitze gestorben. In Petersdorf bei Templin (Uckermark) ist am Samstag ein 61-Jähriger an einem Badestrand kollabiert und gestorben. Badegäste fanden den Mann am Samstagnachmittag am Boden liegend. Ein Notarzt versuchte, den 61-Jährigen zu reanimieren – vergeblich. Was genau zum Tod des Mannes führte und ob die Hitze eine Rolle spielte, soll eine Obduktion klären, wie ein Polizeisprecher sagte. Der aus der Uckermark stammende Mann hatte den Angaben zufolge ein Herzleiden.
Ebenfalls am Samstag bargen Taucher eine Leiche aus dem Mündesee bei Angermünde (Uckermark). Ein 63-jähriger Urlauber war am Freitag zum Baden gefahren und von dort nicht mehr zurückgekehrt, seine Frau hatte ihn als vermisst gemeldet. Ursache für den Tod war nach ersten Erkenntnissen der Polizei ein Herzinfarkt, weshalb der Mann ertrank. Bereits am Freitag war ein 77-Jähriger im Nymphensee (Havelland) ertrunken.
Im Kurort Bad Liebenwerda (Elbe-Elster) ist am Sonntag ein Mann beim Baden untergegangen. Badegäste alarmierten am Nachmittag die Rettungskräfte. Sie suchten am Abend den Zeischaer Kiessee nach dem Mann ab, zunächst vergeblich. Wie alt der Badende ist und woher er stammt, war zunächst unklar.
In Berlin ist ein Mann seit seinem Bad im Plötzensee am Samstag verschwunden. Er war an einer unbewachten Stelle gegenüber vom Strandbad in Wedding zusammen mit einem 20-Jährigen ins Wasser gesprungen. „Dann war er weg“, sagte ein Polizeisprecher. Taucher der Feuerwehr suchten nach dem Vermissten, brachen den Einsatz allerdings nach etwas mehr als einer Stunde wegen eines heranziehenden Gewitters ab. Am Sonntagmorgen ging die Suche mit einem Polizeihubschrauber weiter, blieb aber erfolglos.
Ansonsten schwitzte die Hauptstadtregion am Wochenende im Akkord: Am Samstag ist Brandenburg knapp am Hitzerekord vorbeigeschrammt. Am heißesten war es im Südosten mit 37,7 Grad, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Sonntag in Potsdam mitteilte. Das sei zum Beispiel in Cottbus, Hähnchen und Preschen (beide Spree-Neiße) gemessen worden. Im August 1992 zeichnete der Wetterdienst nach eigenen Angaben die bislang höchste Temperatur in Brandenburg auf: 39,2 Grad in Lübben (Dahme-Spreewald).
Für Sonntag waren erneut bis zu 38 Grad vorausgesagt. Am frühen Nachmittag lag die Höchsttemperatur bei 35,8 Grad – gemessen in Baruth (Teltow-Fläming). Zugleich stieg die Unwettergefahr. Der DWD warnte vor schweren Gewittern mit Orkanböen und Starkregen. Westlich von Berlin hatte es bereits am Samstagabend gekracht. In Dallgow-Döberitz (Havelland) kippten Bäume auf die Straßen.
Am frühen Sonntagmorgen schlug der Blitz bei einem Gewitter in einen Jagdhochsitz bei Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) ein. Bis zum Montagmorgen ziehen laut DWD letzte Gewitter nach Osten ab. Das Thermometer steigt dann nicht mehr so heftig. Die erwarteten Höchsttemperaturen liegen zwischen 25 und 29 Grad. Am Dienstag könnte es dann wieder mehr als 30 Grad geben.
Die Hitze setzte auch dem Verkehr zu. In Brandenburg gingen Autobahnen kaputt: So war laut Polizei die A2 Richtung Magdeburg zwischen Netzen und Brandenburg betroffen: „Gefahr durch Absenkung der Fahrbahn, wegen Hitze, rechter Fahrstreifen nicht befahrbar“, meldete der Verkehrswarndienst bereits um 10.33 Uhr. Gefährlich sind diese aufgeplatzten Straßendecken aus Beton vor allem für Motorradfahrer.
Bei der Berliner S-Bahn hakte die Elektronik durch die Hitze. Schon Sonntag gegen 11 Uhr twitterte die S-Bahn: „Hitzebedingt finden vereinzelte Zugfahrten nicht statt. Bitte vor Fahrtantritt hier informieren!“ Anders als in Nordrhein-Westfalen und anderen Teilen der Republik verzogen sich hier aber zumindest die Gleise nicht.
Wegen der großen Hitze haben in Berlin die Klimaanlagen von zwei Fernzügen schlapp gemacht. Reisende mussten am Sonntag in andere Züge umsteigen. Betroffen war ein Intercity, der im Hauptbahnhof startete und Richtung Amsterdam fuhr, aber schon im Bahnhof Spandau gegen 15 Uhr geräumt werden musste. Kurz zuvor endete für einen Eurocity von Rügen Richtung Prag im Berliner Hauptbahnhof die Fahrt – auch hier fiel die Klimaanlage aus. Am Vormittag blieb ein ICE aus Köln im Bahnhof Alexanderplatz liegen und musste abgeschleppt werden. Ob wegen der Hitze, blieb unklar. Den ganzen Tag über hatten viele Fernzüge teilweise deutliche Verspätungen, als Gründe wurden abwechselnd defekte Weichen, Signale oder Züge genannt.
In Cottbus verformten sich in der Nähe des Bahnhofs Teile einer Straßenbahn-Weiche. Die Linie 5 musste umgeleitet werden, teilte Betreiber Cottbusverkehr GmbH mit. Auch die Cottbuser Parkeisenbahn stand zeitweise still. Die Feuerwehr kam mit dem Wasserschlauch zu den heißen Schienen.
„Wie in der Sahara“ fühlten sich Besucher unter dem Glasgehäuse der Reichstagskuppel bereits am Samstagmittag. Als die Temperaturen 50 Grad Celsius erreichten, schloss die Bundestagsverwaltung gegen 13 Uhr die Zugänge. Einige Besucher hatten bereits Kreislaufprobleme. Sonntagfrüh ab 8 Uhr konnten Gäste wieder den spektakulären Aufstieg genießen, aber nur kurz: Mittags wurde die Kuppel erneut geschlossen.
Viele Menschen zog es ins kühle Nass. An den Seen pflasterten bunte Sonnenschirme und Badetücher den Strand. Für Badegäste hatte die Brandenburger Polizei eine ganz besondere Wetterwarnung parat: Diebe räumen gern geparkte Autos an Badeseen aus. dpa, axf, PNN
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