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Brandenburg: An der Landesgrenze

Ein Berliner Lehrer entscheidet sich gegen Potsdam. Er soll nie wiederkommen

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Potsdam - Für den Lehrer an einem Berliner Gymnasium, war die Versuchung groß: Brandenburg lockte mit einer Verbeamtung vom nächsten Schuljahr an. „73 Prozent Pension vom letzten Gehalt und drei Jahre volle Lohnfortzahlung“ – das überlegt man sich schon, wenn man Familie hat.“ Was dann folgte, war nicht unbedingt überzeugend: Das Stellenangebot betraf eine Schule mit höchst zweifelhaftem Ruf. „Eine Kollegin hat da mal eine Morddrohung bekommen“, war das, was der Schule vorauseilte. Der Gymnasiallehrer wollte es trotzdem wagen – allerdings nur befristet: „Ich wollte eine schriftliche Zusage, dass ich nach einem Jahr wechseln kann“, erzählt der Pädagoge. Das kam für das Schulamt in Potsdam nicht infrage. Womit die Sache hätte beendet sein können. War sie aber nicht.

Denn das Schulamt wollte sich mit der Absage offenbar nicht abfinden: Es werde dann schwierig für ihn, in den nächsten Jahren, einen Job in Brandenburg zu bekommen, habe das Schulamt gedroht. Wodurch sich der Lehrer ziemlich unter Druck gesetzt fühlte, um nicht zu sagen: genötigt. Zumal es dann auch noch abschätzige Bemerkungen gegeben habe, die sich auf seine Abschlussnote („Befriedigend“) bezogen. Was wohl heißen sollte: Sie können froh sein, wenn wir Sie nehmen. So hat er es empfunden.

Bei dem Lehrer, der in Potsdam wohnt, hat diese Art von Personalwerbung nicht verfangen. „Ich arbeite dann lieber in Berlin weiter.“ Damit ist der Fall für ihn aber nicht abgeschlossen. Das Vorgehen des Schulamtes hat ihn so aufgewühlt, dass er seinen Fall publik machen wollte: Damit andere Bewerber auf diese Art von Unterdrucksetzen vorbereitet sind.

Das Bildungsministerium weist den Vorwurf, dass der Pädagoge unter Druck gesetzt worden sei, zurück. „Der Berliner Lehrer ist bei uns herzlich willkommen. Der Vorwurf ist nicht berechtigt“, teilte Florian Engels, Sprecher des brandenburgischen Bildungsministeriums, auf Anfrage mit. Allerdings haben die Schulämter allen Grund, unruhig zu werden: Obwohl Brandenburg mit der Verbeamtung lockt, sind laut Engels noch rund 210 Stellen unbesetzt. Susanne Vieth-Entus

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