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Brandenburg: Anhaltendes Chaos

Bei der S-Bahn kam es auch gestern zu Ausfällen Eine Folge der Rationalisierungen, sagt ein Lokführer

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Berlin - Auch gestern gab es wieder erhebliche Einschränkungen im S-Bahn-Netz aufgrund von Personalmangel. Die S-Bahn-Führung ist zuversichtlich, dass sich die Lage am heutigen Montag entspannt. „Dann sind die zwei Tage vorbei, während der man sich ohne ärztliches Attest krank melden kann“, sagte Bahnsprecher Gisbert Gahler. Er vermutet, dass die 60 Lokführer, die sich am Sonnabend krank gemeldet hatten, dann wieder zum Dienst erscheinen werden. Wenn nicht, könne auch an einem Werktag, wenn bis zu 600 Lokführer gebraucht werden, das Fehlen von zehn Prozent der Mitarbeiter nicht ausgeglichen werden.

Gestern versuchte die Bahn, die Ausfälle auf einige Strecken zu konzentrieren, damit auf den restlichen der Verkehr wieder normal laufen konnte. So fuhr die Bahn S 85 gar nicht, und die S 5, 25, 46 und 75 fuhren nur alle 20 Minuten. Dafür konnte man auf den anderen Strecken in den Hauptsverkehrszeiten wieder alle zehn Minuten mit einer Bahn rechnen. Hinter den überdurchschnittlich vielen Krankmeldungen stehen vermutlich interne Auseinandersetzungen zwischen Bahnmitarbeitern und Konzernführung um eine höhere Wettbewerbsfähigkeit und Rationalisierungen bei der S-Bahn. Denn ab 2008 sollen Teilbereiche des S-Bahn-Netzes privatisiert werden. Die Berliner S-Bahn ist eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Bahn.

Bis Ende 2006 hatte die S-Bahn ihren eigenen Haustarifvertrag, der eine Arbeitszeit von 35 Stunden, Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen und weitere Vereinbarungen zum Wohle der Mitarbeiter enthielt. Jetzt gilt der Konzerntarifvertrag der Deutschen Bahn, in dem viele S-Bahner eine Verschlechterung sehen. Außerdem wurde zum Fahrplanwechsel Ende Mai ein neuer Dienstplan eingeführt, den viele Lokführer als „unsozial“ ablehnen.

Die Bahn prüft nun, ob es sich bei den Krankmeldungen um einen abgesprochenen, illegalen Streik handelte. Polke schließt das aus. Einig sind sich Bahnsprecher und Lokführer nur in einem: „So funktioniert der Laden nicht.“ C. Keller

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