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Brandenburg: Anschlag auf Pepper-Hochhaus vereitelt

Millionärsfamilie ist seit Wochen im Visier eines Attentäters. Jetzt fand die Polizei zwei Brandsätze am Ernst-Reuter-Platz

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Berlin - Die unheimliche Anschlagserie gegen den Berliner Immobilien-Millionär Christian Pepper geht offenbar weiter. Gestern Vormittag wurden an einem Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz, das der Familie gehört, zwei Kartons mit selbstgebauten Brandsätzen gefunden. Ein Angestellter hatte um 10.30 Uhr einen der Kartons auf einem Fensterbrett entdeckt und die Polizei alarmiert. Die fand auf einem anderen Fenstersims einen zweiten Karton. In einer Analyse wurde der Inhalt als „zündfähig“ eingestuft. Das als Osram-Hochhaus bekannte denkmalgeschützte Bauwerk an der Ecke zur Otto-Suhr-Allee wurde sofort geräumt. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen versuchter Brandstiftung. Den ersten Anschlag auf die Familie hatte ein maskierter Mann im Tarnanzug am 22. August verübt: Vor der Villa des Unternehmers in Bad Saarow, östlich von Berlin, hatte er Ehefrau Petra mit einem Knüppel niedergeschlagen und schwer verletzt. Anschließend setzte die Familie eine Belohnung von 10 000 Euro aus und engagierte einen Wachschutz. Anfang Oktober tauchte der gleiche Maskenmann morgens vor der Villa auf, als Peppers Tochter Louisa (23) gerade die Pferde auf die Koppel führen wollte. Diesmal schoss er. Der 31-jährige Personenschützer warf sich vor das Mädchen, er wurde durch mehrere Kugeln lebensgefährlich verletzt und soll jetzt querschnittsgelähmt sein.

Seitdem steht die Familie unter massivem Polizeischutz. Im Berliner Polizeipräsidium hieß es am Montag, der Verdacht liege nahe, dass die Brandsätze Pepper gegolten haben. Die Auswertung der gefundenen Spuren und die Analyse des Inhalts werde aber dauern. Schriftliche oder mündliche Drohungen in irgendeiner Form soll es bislang dem Vernehmen nach nicht gegeben haben. Deshalb steht die Polizei vor einem Rätsel. Auffallend sei, dass die Taten sich deutlich unterschieden, mit steigendem Gewaltpotenzial.

Ebenfalls am Montag kündigte die Mordkommission Frankfurt (Oder) an, dass der Fall am Mittwochabend um 20.15 Uhr Thema in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ sein wird. Kurz nach dieser Ankündigung wurden die Brandsätze in Charlottenburg gefunden. Die TV-Fahndung und die hohe Belohnung von 50 000 Euro sind klare Indizien dafür, dass die Polizei bisher keine brauchbaren Ermittlungsansätze hat.

Zudem teilte die Frankfurter Kripo am Montag mit, dass seit Freitag am Tatort in Bad Saarow erneut intensiv Spuren gesichert werden. Zudem wurden die Schüsse mithilfe von Ballistikern des Landeskriminalamtes nachvollzogen. Wie berichtet soll der Täter die Familie aus einem alten Plattenbau gegenüber der Villa ausspioniert haben. So wurde der Täter bei den ersten Taten beschrieben: Etwa 1,70 bis 1,80 Meter groß. Zu der Jacke und Hose aus Militärtarnstoff trug er militärische Stiefel und Handschuhe. Unter dem Helm mit Gesichtsnetz trug er eine Brille.

Ein Mann in Tarnkleidung war vor etwa zwei Wochen vor dem Geheimversteck eines Familienmitgliedes in Berlin aufgetaucht. Der Beamte des polizeilichen Objektschutzes hatte ihn weder festgehalten noch rechtzeitig Verstärkung alarmiert – eine ausgesprochen peinliche Panne, wie das Präsidium zugibt. Und nicht die einzige: Tage danach löste sich aus der Waffe eines zur Bewachung eingesetzten Beamten ein Schuss – ein Riesenschreck für die Familie Pepper, der aber ohne Folgen blieb.

Anschließend verschärfte die Polizei die Bewachung der Familie noch. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter die Wohn- und Geschäftsräume der Familie kenne. Dies kann der Grund dafür sein, dass die Brandsätze an der Hausnummer 8 abgelegt wurden und nicht an der danebenstehenden Firmenzentrale der Familie. Den Peppers gehören zahlreiche Immobilien, in Berlin neben vier Hochhäusern am Ernst-Reuter-Platz das Europa-Center. Unbemerkt von der Öffentlichkeit war die Familie vor einigen Jahren von Berlin an den Scharmützelsee gezogen, auch dort besitzt sie mehrere große Grundstücke am Wasser.

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