Brandenburg: Anti-Terror-Einsatz in Berlin
Polizei nimmt Iraker fest. Für Präsident Allawi waren so viele Beamte im Einsatz wie beim Bush-Besuch
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Polizei nimmt Iraker fest. Für Präsident Allawi waren so viele Beamte im Einsatz wie beim Bush-Besuch Von Jörn Hasselmann Berlin - Als die Polizei die Tür im zwölften Stock aufbrach, war das noch auf der Straße vor dem Hochhaus zu hören. Punkt drei Uhr nachts stürmten Spezialeinheiten des Bundeskriminalamtes mit einer Ramme die Einzimmerwohnung des terrorverdächtigen Irakers in der Gropiusstadt. Der Stahlrahmen der Tür brach aus dem Putz, auch die verglaste Zimmertür ins Wohnzimmer wurde eingeschlagen. Einige Tassen und eine Teekanne standen am Mittag noch auf dem Couchtisch. „R.-M. Yousef“ steht auf dem Klingeltableau, doch die Klingel haben die Polizisten nicht benutzt. Der Mann wurde festgenommen, unklar ist, ob er tatsächlich so heißt. Er soll seit etwa drei Jahren in dem Haus im Käthe-Dorsch-Ring wohnen, sagt die Familie, die einige Türen neben Yousef lebt. Als er eingezogen sei, habe man noch gescherzt über die Vorstellung, „dass das ein Schläfer ist“, erzählt das Ehepaar. In dem Hochhaus wohnen 112 Parteien, mehr als „Guten Tag“ wird nicht gesagt, berichtet eine Mieterin. Die Wohnung des Irakers fällt vor allem durch die große Satellitenschüssel auf dem Balkon auf. Der Mann um die 30 sei unauffällig gewesen, eine feste Arbeit soll er nicht gehabt haben, einmal sei ein Mann mit Turban zu Besuch gewesen und ganz zu Beginn eine Frau mit Kleinkind. Und vor einem Jahr war auch die Polizei schon in dem Hochhaus gewesen. Damals sei der Gesuchte nicht da gewesen, Zivilpolizisten fragten bei der Familie nebenan und erzählten etwas von „nicht gezahlten Alimenten“. „Ob das gestimmt hat?“, rätselt die Frau jetzt. Sie selbst war um drei Uhr nachts noch wach gewesen, vom Balkon aus zählte sie über 20 Polizeiautos. Als dann tagsüber Iraks Präsident Ijad Allawi mit einem bislang nur bei US-Präsident Bush gesehenen Polizeiaufgebot bewacht wurde, war klar: Terror-Durchsuchung und Staatsbesuch gehören zusammen. Am Dienstagabend waren US-Geheimagenten – die USA sind für die Sicherheit des Irakers verantwortlich – im Hotel Intercontinental erschienen und hatten überraschend angekündigt, dass die Gefährdungsstufe von 2 auf 1 erhöht worden sei. Die Hoteldirektion machte daraufhin geltend, dass die Sicherheit in dem nahezu ausgebuchten Fünf-Sterne-Haus nicht zu gewährleisten gewesen sei. In der Not wurde Allawi im Gästehaus der Regierung an der Pacelliallee einquartiert. Räumpanzer mit laufendem Motor versperrten gestern weiträumig die stille Straße in Dahlem, ebenso waren Verteidigungsministerium und Kanzleramt gesichert. Weit über 1000 Polizisten waren im Einsatz, in den Kolonnen des Staatsgastes fuhren Notarztwagen und Scharfschützen mit. Durch die weiträumigen Absperrungen steckten viele Autofahrer im Stau. In ganz Berlin wurde nach einem roten Kastenwagen gesucht. Alle Berliner Polizisten wurden eindringlich ermahnt, „nicht selbst an dieses Fahrzeug heranzutreten, sondern Spezialeinheiten zu alarmieren“. Angeblich hat es Hinweise auf einen geplanten Autobombenanschlag gegeben. Zudem soll noch ein zweites Objekt in Berlin durchsucht worden sein. Aus Angst vor einem Autobombenanschlag wurde gestern auch die irakische Botschaft in Zehlendorf massiv gesichert, obwohl Allawi dort nicht zu Besuch war.
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