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Armutsbericht für Deutschland: Fast 400.000 Brandenburger leben in Armut
In Brandenburg sind laut einer neuen Statistik tausende Menschen von Armut betroffen. CDU und Linke fordern Landesregierung auf, Kürzungen zurückzunehmen.
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In Brandenburg sind rund 381.000 Menschen akut von Armut betroffen. Das geht aus dem aktuellen Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands hervor, der am Montag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Demnach zählen mittlerweile 14,9 Prozent der Bevölkerung zu den Armen. Als „arm“ gilt dabei jede Person, deren Einkommen 60 Prozent unter dem mittleren Einkommen liegt. Besonders betroffen davon sind nach Angaben der Paritäter Alleinerziehende, Kinder, junge Erwachsene in Ausbildung sowie Rentnerinnen und Rentner.
„Die bundesweite Zunahme an Armut ist direkte Folge der enormen Preisanstiege bei Energie, Wohnen und vor allem dem täglichen Lebensbedarf“, sagt der Landesvorsitzende des Wohlfahrtsverbands, Andreas Kaczynski. So seien die Preise für Grundnahrungsmittel seit 2020 um 30 bis 50 Prozent gestiegen. „Das setzt immer mehr Haushalte finanziell unter Druck.“
Besonders bitter sei der Anstieg bei älteren Menschen, die kaum eine Möglichkeit haben, der Armut aus eigener Kraft zu entfliehen. „Die Bekämpfung von Armut gehört deshalb oben auf die politische Agenda von Land und Kommunen, sei es durch die Förderung bezahlbaren Wohnraums, durch die Unterstützung benachteiligter Familien oder eine Grundfinanzierung von Tafeln und Kleiderkammern, die für immer mehr Menschen eine unverzichtbare Hilfe darstellen.“
CDU und Linke fordern Landesregierung auf, Kürzungen zurückzunehmen
Die Uckermärker CDU-Landtagsabgeordnete Ellen Fährmann kritisierte auf Nachfrage dieser Zeitung die Kürzung von Mitteln für Armutsbetroffene im neuen Doppelhaushalt des Landes. „Gerade jetzt die finanziellen Mittel für die Tafeln in Brandenburg zu streichen, ist ein fatales Signal für die Entwicklung unseres Landes“, sagte Fährmann. Diese Einrichtungen seien für viele ein letzter Rettungsanker. „Auch Familienzentren sind unverzichtbar – sie bieten niedrigschwellige Beratung, Halt und Unterstützung, vor allem auch für einkommensschwache Familien.“
Aus diesem Grund werde sich die CDU-Fraktion weiter dafür einsetzen, dass diese Zentren in Brandenburg bestehen bleiben. „Die soziale Infrastruktur zu schwächen, während die Armut wächst, ist sozialpolitisch verantwortungslos“, so Fährmann. „Es braucht jetzt Solidarität und klare politische Prioritäten und keinen Rückzug aus der Verantwortung: Wir brauchen jetzt mehr Unterstützung – nicht weniger!“
Der Landesvorsitzende der Linken, Sebastian Walter, forderte am Dienstag „konkrete Maßnahmen zur Entlastung von einkommensschwachen Haushalten: einen bundesweiten Mietendeckel, eine Energiepreisbremse und die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel“, so Walter. „Die Profitgier der Konzerne muss endlich in die Schranken gewiesen werden!“
Die Brandenburger Landesregierung wiederum könnte mit der Umsetzung der Volksinitiative „Schule satt!“ handeln. Ein kostenfreies Mittagessen den Schulen würde zehntausende Familien ganz konkret entlasten. „Aber von entsprechenden Prioritätensetzungen ist weder im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung noch in Brandenburg etwas zu spüren“, sagte Walter. „Es wird schamlos an den Interessen der Mehrheit vorbei regiert.“
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