zum Hauptinhalt
Rund 4000 Haus-  und Facharztpraxen gibt es in Brandenburg.

© Foto: dpa/Bernd Weissbrod

Ärzte-Protest in Brandenburg: Hohe Energiekosten belasten Praxen – Einschränkung für Patienten

Ärzte in Brandenburg wollen in einer Aktionswoche „Dienst nach Vorschrift“ machen und nur die vorgeschriebenen Mindestsprechstunden abhalten. Sie wollen auf finanzielle Belastungen aufmerksam machen.

Stand:

Wenn Peter Noack den Briefkasten seiner Praxis öffnet, flattern ihm im Moment vor allem Preiserhöhungen entgegen. Ein Beispiel ist die Energie: Dem Cottbuser Ärztehaus, in dem Noack als niedergelassener Chirurg praktiziert, wurde vor 14 Tagen die Gasversorgung gekündigt. Der Versorger verwies auf ein anderes Unternehmen mit einem „drei Mal so teuren Vertrag“. „Ich habe einen ambulanten Operationssaal und brauche deswegen natürlich eine Wäschefirma“, sagt Noack.

Deren Kosten würden bis zum Jahresende ebenfalls um 30 Prozent steigen. Die Reinigungsfirma, die abends die Praxis reinige, wolle ebenfalls rund 25 Prozent mehr. „Dazu kommt das Personal, das bittend vor mir steht und eine Gehaltserhöhung will“, sagt Noack. „Und die Gefahr, dass qualifiziertes Personal abwandert, ist aus meiner Sicht enorm – wenn Sie eine OP-Schwester verlieren, die mit ihnen schon seit Jahren ambulant operiert, dann schadet das wirklich.“

Peter Noack, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB).

© Patrick Pleul/dpa

Doch Peter Noack ist nicht nur niedergelassener Chirurg in Cottbus. Er ist auch Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBB) in Brandenburg. Und als solcher trat er am Dienstag vor die Presse: Denn noch bis zum Wochenende wollen Brandenburgs Ärzte „Dienst nach Vorschrift“ machen. So wollen die meisten der rund 4000 Haus- und Facharztpraxen sowie 550 Psychotherapeuten nur die vorgeschriebenen Mindestsprechstunden absolvieren und Akutpatienten behandeln.

„Es gibt zwei große Themenfelder, die uns auf der Seele brennen“, sagt Noack. Dabei handele es sich einerseits um die Abschaffung der Neupatientenregelung und andererseits die Vergütung der Krankenkassen in Verbindung mit den steigenden Energiekosten und der Inflationsrate. Die Ärzte könnten ihre medizinischen Fachangestellten nicht mehr vernünftig finanzieren und würden – im Unterschied zu den Krankenhäusern, für die das Land Brandenburg gerade mehr als 80 Millionen Euro bereitgestellt hat - durch niemanden aufgefangen.

Was das Ziel der Aktionswoche ist? „Wir wollen im Energierettungsschirm erwähnt werden“, sagt Noack. „Wir hoffen, dass die Kassen mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Lösungen finden, um energieintensive Arztpraxen wie Radiologen, Strahlentherapeuten und Dialyseeinrichtungen abzufangen.“

Wir wollen im Energierettungsschirm erwähnt werden.

Peter Noack, Vorsitzender der KVBB

Landesärztekammer unterstützt Aktionswoche

Unterstützung gibt es für die von der Kassenärztlichen Vereinigung und den ärztlichen Berufsverbänden durchgeführte Aktionswoche auch von der Landesärztekammer (LÄKB). „Mit dieser Aktion wollen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in unserem Bundesland auf ihre prekäre Situation aufmerksam machen“, erklärte deren Präsident, Frank-Ullrich Schulz.

„In der Summe wird dem niedergelassenen Bereich so viel Honorar entzogen, dass es den Kolleginnen und Kollegen nicht mehr möglich sein wird, die aktuelle Belastung durch Inflation und steigende Energiekosten zu schultern“, sagte Schulz am Dienstag. „Das gefährdet die flächendeckende Patientenversorgung in unserem Lande in hohem Maße.“

Für LÄKB-Vizepräsident Dr. Steffen König ist es nicht nachvollziehbar, dass den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten nicht vergleichbare Hilfen wie den Krankenhäusern gewährt werden. „Die Patientenversorgung in Brandenburg muss sichergestellt bleiben: In den Krankenhäusern und in den Arztpraxen.“ Der gesundheitspolitische Sprecher der oppositionellen Brandenburger Linken, Ronny Kretschmer, erklärte am Dienstag auf Nachfrage, er könne den Frust der Mediziner verstehen. Für energieintensive Apparate und Praxen brauche es Ausgleiche, die sich bisher nicht im System abbildeten.

Und die Ministerin? Ursula Nonnemacher (Grüne), die selbst Medizinerin ist, will am Mittwoch eine Potsdamer Hausarztpraxis besuchen, um sich über den Ärzteprotest zu informieren. Zumindest die Abschaffung der Neupatientenregelung hatte sie in der Vergangenheit bereits deutlich kritisiert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })