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Brandenburg: Auch die grüne Basis will Wieland

Kleiner Parteitag votiert für den Berliner Ex-Justizsenator als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl

Potsdam. „Brandenburg braucht endlich eine Opposition, der Landtag mehr Farbe“, sagt Wolfgang Wieland. Die PDS sei doch nur „eine Regierungspartei im Wartestand“. Der frühere Berliner Fraktionschef im Abgeordnetenhaus und Ex-Justizsenator soll die märkischen Grünen im Herbst 2004 wieder in den Landtag führen, wo sie seit zehn Jahren nicht mehr vertreten sind. Am Samstag votierte ein „Kleiner Parteitag“ der Grünen in Potsdam mit großer Mehrheit dafür, mit einer Doppelspitze aus der Kleinmachnower Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm und Wieland in den schwierigen Wahlkampf zu ziehen. Unter den rund 50 Delegierten gab es dem Vernehmen nach nur eine Gegenstimme bei vereinzelten Enthaltungen.

Auf der internen Klausur sprach Landeschef Joachim Gessinger von einem „Traumpaar“: Hier die Brandenburgerin, die für „grüne Themen“ wie Naturschutz, Landwirtschaft, Gentechnik stehe. Da das „politische Schwergewicht“ aus Berlin, das der konservativen Innenpolitik unter Minister Jörg Schönbohm Paroli bieten könne. Es sei nicht akzeptabel, dass Schönbohm und die Landesregierung trotz Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Lande „eine zweite Front gegen Flüchtlinge und Kirchen aufgebaut“ hätten, so Wieland gegenüber dem Tagesspiegel über die Abschiebepraxis in Brandenburg.

Er hatte selbst wohl nicht damit gerechnet, dass der entscheidende Stimmungstest vor der Landesdelegiertenkonferenz im April, wo die beiden Spitzenkandidaten nominiert werden sollen, so glatt über die Bühne gehen würde: Im Vorfeld hatte mancher durchaus Sorge, dass die als schwer berechenbar geltende und von der Kandidatur überraschte Basis die Wieland-Personalie torpedieren könnte. So tagten die Grünen zum ersten Mal hinter verschlossenen Türen. Tatsächlich äußerten Delegierte aus den Randregionen Vorbehalte gegen den fusionsfreundlichen Kurs der Grünen, für den auch die Spitzenkandidatur Wielands steht. Er habe „Bauchschmerzen“, weil alles „sehr auf Berlin zielt“, sagte etwa Gerhard Strauß, der Kreisvorsitzende von Elbe-Elster. Aber auch er räumte ein, dass es „keine Alternative“ gebe. Und ein Delegierter aus Ostprignitz- Ruppin warnte: Als Fusionspartei könne man derzeit kaum beim Wähler punkten, außerhalb des Speckgürtels sei Wieland kaum bekannt. Obwohl es an der Basis nicht unumstritten ist, halten die Brandenburger Grünen – beim ersten Anlauf 1995 noch gegen die Länderehe – dem Vernehmen nach sogar am bisherigen Fahrplan mit der Volksabstimmung im Jahr 2006 fest.

Der Auftritt Wielands, der sich in einer „brillanten freien Rede“ (ein Delegierter) als „berlin-brandenburgischer Kandidat“ präsentierte und zur Fusion bekannte, überzeugte Zweifler. Und es imponierte wohl auch, dass er „ohne Rückfahrkarte kommt“, für seine Kandidatur nicht nur nach Brandenburg umziehen, sondern auch sein Mandat im Abgeordnetenhaus niederlegen wird. Er sehe gute Chancen für den Wiedereinzug der nach der jüngsten Umfrage bei rund vier Prozent liegenden Grünen in den Landtag, so Wieland.

Ihr ehrgeiziges Wahlziel für den Herbst hatten die Grünen gleich an die Wand im Saal des Tagungshotels projiziert. „7 Prozent für Brandenburger Grüne – Schnarchladen aufwecken.“ Den Begriff hatte der grüne Landeschef Joachim Gessinger über das Potsdamer Landesparlament geprägt, in dessen müde Debatten bald der Rhetoriker Wieland Feuer bringen soll. Das Bild vom „Wecker“ gefiel Wolfgang Wieland: Man müsse doch Alarm schlagen in Brandenburg.

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