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Die Burg Lenzen in Brandenburg. Sie beheimatet das Auen- und Besucherzentrum des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

© dpa/Oliver Gierens

Auenzentrum in Lenzen in Brandenburg: Pionierprojekt zum Hochwasserschutz wird 30 Jahre alt

Seit 30 Jahren kümmert sich das Auenzentrum im brandenburgischen Lenzen darum, die Auenlandschaften an der Elbe wiederherzustellen. Eine Arbeit, die durch den Klimawandel immer wichtiger wird.

Von Oliver Gierens

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Kein deutscher Fluss ist für Meike Kleinwächter so nah an seiner ursprünglichen und natürlichen Gestalt wie die Elbe. Dieser Fluss ist seit vielen Jahren ihr Arbeitsplatz: Seit 2015 leitet die Diplom-Biologin das Auenzentrum des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im brandenburgischen Lenzen (Landkreis Prignitz). Nun feierte die Einrichtung ihr 30-jähriges Bestehen.

Ihr Ziel: die Auen entlang der Elbe wiederherzustellen, um natürliche und ökologisch wertvolle Überflutungsgebiete zu schaffen. Gerade in Zeiten zunehmender Unwetterereignisse gewinnt dieser Einsatz für den Naturschutz immer mehr an Bedeutung. Und die Arbeit an der Elbe rund um Lenzen ist ein bundesweites Pionierprojekt.

Projekte mit Vorbildcharakter

Zwei der vier größten bundesweiten Projekte zur Rückverlagerung von Deichen hat der BUND bereits mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) umgesetzt: direkt bei Lenzen von 2002 bis 2012 und zwischen 2012 und 2021 an der Hohen Garbe in der Altmark im nördlichen Sachsen-Anhalt. 20 Prozent aller bundesweiten Überschwemmungsflächen, die seit 2009 geschaffen worden sind, seien hier entstanden, sagte BUND-Präsident Olaf Bandt. Auf diese Weise hätten 840 Hektar Auenland der Natur zurückgegeben werden können.

Das wirkt sich auch auf die Siedlungen entlang der Elbe aus, wie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der BUND in einer gemeinsamen Erklärung unterstreichen: Beim verheerenden Elbehochwasser 2013 hätten die Überflutungsflächen dazu beigetragen, den Flusspegel um rund 50 Zentimeter zu senken.

Dadurch habe das elbabwärts gelegene Wittenberge damals vor der Überflutung gerettet werden können, sagte Hubert Weiger, damals BUND-Präsident und heutiger Ehrenvorsitzender. Man habe mit einer knapp 100 Jahre alten Tradition gebrochen und den Flüssen mehr Raum gegeben.

Die Burg Lenzen als Anziehungspunkt

Die Burg Lenzen wurde nach der Wiedervereinigung an ihre Besitzerin zurückgegeben, die aber die stark heruntergekommenen Anlage nicht alleine renovieren konnte. Sie schenkte die Burg dem BUND-Landesverband Niedersachsen, der die Gebäude unter anderem mit Mitteln aus dem Denkmalschutz Stück für Stück renovierte.

Heute ist die Burg Lenzen ein Touristenmagnet am Elberadweg. Neben dem Auenzentrum beherbergt sie das BUND-Besucherzentrum, das über die laufenden Projekte informiert und zu Exkursionen in die Natur einlädt. Auch ein Tagungshotel ist in der Burg untergebracht.

Manche Anwohner bleiben skeptisch

Nicht nur der Dialog mit Touristen, sondern vor allem mit der einheimischen Bevölkerung sei wichtig, betont Meike Kleinwächter. Maßnahmen wie Deichrückverlagerungen gefallen nicht jedem, weil landwirtschaftliche Flächen dafür verlorengehen. „Wir haben sogenannte „Auenwerkstätten“ gegründet und gehen frühzeitig in den Dialog“, berichtet die Leiterin. Oft gelinge ein Interessenausgleich, dennoch könne man nicht jeden überzeugen.

Aus ihrer Sicht macht der Klimawandel die Arbeit des Auenzentrums immer wichtiger, betont Kleinwächter. Denn die Renaturierung der Flussauen habe nicht nur beim Hochwasser, auch bei der Bewältigung der Trockenheit der vergangenen Jahre geholfen. Die Überflutungsgebiete transportierten zugleich mehr Wasser in die Landschaft und hielten es.

Über 400.000 Euro für neues Projekt

Damit diese Arbeit weitergehen kann, erhielt der BUND rund 410.000 Euro. Das BfN unterstützt mit dem Geld im Bundesprogramm Blaues Band, das Bundesumwelt- und Bundesverkehrsministerium gemeinsam finanzieren, die Voruntersuchung zur „Auenentwicklung in der brandenburgischen Elbtalaue“.

Das Projekt soll die Ansprüche des Hochwasserschutzes mit der Entwicklung von Auwäldern in Einklang bringen. Außerdem sollen Ansätze entwickelt werden, die länderübergreifend und für andere Flussgebiete wichtige Impulse liefern können.

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Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) bezeichnete das Auenzentrum als einen „Leuchtturm, der ausstrahlt“ und lobte besonders die enge Zusammenarbeit mit der Naturwacht Brandenburg und den regionalen Akteuren. Laut Vogel fördert das Land den Betrieb des Besucherzentrums mit etwa 60.000 Euro im Jahr. Hinzu kämen weitere Fördergelder für einzelne Projekte.

Rund 20.000 Besucher kommen laut Kleinwächter jedes Jahr auf die Burg. Gerade das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg gehöre zu den touristischen Höhepunkten am Elberadweg. „Mir gefällt besonders der Weitblick und der offene Himmel. Wenn Sie am Rhein unterwegs sind, sehen Sie viele Burgen. Hier haben Sie die Chance, einen Seeadler zu entdecken.“ (dpa)

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