Brandenburg: Auf dem Holzweg
Der Kreis Oberhavel will seine Wärme selbst erzeugen – aus Holz aus eigenen Wäldern
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Oranienburg - Der Landkreis Oberhavel strebt mittelfristig die Unabhängigkeit von Russland, diversen arabischen Staaten, den USA und allen anderen erdöl- und erdgasexportierenden Ländern an: In Oberhavel soll die Wärme künftig von innen kommen – der Kreis will sein eigener Energielieferant werden. Dazu sollen in den kommenden Jahren sukzessiv Waldflächen gekauft und nachhaltig bewirtschaftet werden. Aus dem in den Kreiswäldern geernteten Bäumen und Holzabfällen sollen dann Holzhackschnitzel hergestellt werden, mit denen kreiseigene Immobilien wie Kitas, Schulen, Oberstufenzentren und Verwaltungsgebäude beheizt werden sollen.
Das sieht zumindest das in dieser Woche von der Kreisverwaltung in Oranienburg an den Kreistag übergebene „Konzept zum Ankauf von Waldflächen zur nachhaltigen Nutzung“ vor. Für das Jahr 2008 sind bereits 300 000 Euro im Kreisetat eingeplant, in den nächsten Jahren sollen es deutlich mehr werden – vorausgesetzt, der Kreis findet genügend Waldflächen, die sich zu vertretbaren Preisen ankaufen lassen, so Patricia Schuster, Sprecherin der Kreisverwaltung. Denn in Brandenburg und ganz Deutschland gibt es derzeit eine starke Nachfrage nach Waldflächen – da der Energieträger Holz angesichts der stetig steigenden Erdöl- und Erdgaspreise immer attraktiver und somit teurer werde. Um eben auch von den steigenden Holzpreisen unabhängig zu werden, wolle der Kreis beim Umstieg auf Holzbefeuerung auf Selbstversorgung setzen: Nur in dem Maße, in dem der kreiseigene Waldbestand in den nächsten Jahren wächst, sollen auch Heizungsanlagen Schritt für Schritt umgerüstet werden. Da die meisten Anlagen im Kreis erst zwischen 1993 und 2004 erneuert wurden und eine Heizungsanlage erst nach etwa 20 Jahren steuerlich abgeschrieben sei, bleibe genügend Zeit für eine langsame Umsetzung des Konzeptes. Bei nachhaltiger, also schonender Bewirtschaftung ohne Kahlschläge sei der „Holzertrag auf 100 Hektar Wald so groß, dass eine Wärmeenergieerzeugung von 200 000 Kilowattstunden möglich ist“, heißt es in dem Waldkonzept des Kreises. Allein für die Förderschule in Gransee hat die Kreisverwaltung einen Wärmebedarf von mehr als 195 000 Kilowattstunden ermittelt. Um alle zunächst vorgesehenen Gebäude des Kreises auch mit Holz heizen zu können, benötige der Kreis daher mehr als 1000 Hektar Forst, heißt es in dem Konzept weiter. Angesichts der gestiegenen Preise für Waldflächen könnten damit bis zu drei Millionen Euro als Kaufpreis gefordert werden.
Dass der eigene Holzweg der richtige für den Landkreis Oberhavel ist, meint auch Dieter Murach, Professor am Institut für Wald und Umwelt der Fachhochschule Eberswalde: „Es ist absolut sinnvoll, Heizungen mit dem heimischen und nachwachsenden Rohstoff Holz zu betreiben“, so Murach gegenüber den PNN. Bei einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung sei dem Kreishaushalt und der Umwelt gedient. Doch nicht nur Wald lasse sich so nutzen so Murach – in Regionen wie dem Rhin-Luch, ließen sich häufig überflutete Acker- und Weideflächen für den Anbau von sogenannten Energie-Holzarten wie Weide oder Pappel nutzen: „Den Bäumen machen regelmäßige Überschwemmungen nichts aus.“ Auch in anderen Regionen, wo zu wenig Wasser vorhanden sei, sei der Holzanbau eine Alternative zu den Mais- oder Rapsmonokulturen.
Neben der schönen Ökobilanz hat der Kreis aber vor allem die eigenen Bilanzen im Blick: In ihrem Konzept hat die Verwaltung von Landrat Karl Heinz Schröter (SPD) penibel nachgerechnet. Demnach belaufen sich die Energiekosten für Brennstoffe („bei Anlieferung“) je Kilowattstunde bei Holzhackschnitzeln nur 2,6 Cent – beim Heizöl waren es im Vorjahr 2007 mehr als 6 Cent, bei Erdgas 5,8 Cent. Und neben den Einsparungen aus den niedrigeren Energiekosten könne der Kreis selbst bei nachhaltiger Bewirtschaftung auch am Wald verdienen und einen Gewinn von 57,10 Euro je Hektar und Jahr erzielen: „Bei Kaufpreisen von 1000,- € je ha entsteht eine Kapitalverzinsung von 5,71 %“, heißt es abschließend im Oberhavel-Waldkonzept.
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