Brandenburg: Auf dem Weg zum Genfeld gestoppt
Umweltaktivisten protestieren bei Strausberg / Polizei nahm mehrere Störer in Gewahrsam
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Umweltaktivisten protestieren bei Strausberg / Polizei nahm mehrere Störer in Gewahrsam Strausberg - Rund 300 Umweltaktivisten, Bauern und Gärtner aus der gesamten Bundesrepublik und mehreren Nachbarstaaten haben nahe Strausberg bei Berlin gegen den Anbau von gentechnisch verändertem Mais in Deutschland protestiert. Ein Großaufgebot von Polizei verhinderte bis zum Sonntagnachmittag, dass die Demonstranten auf ein rund zehn Hektar großes Genmaisfeld in Hohenstein am Rande des Naturparks Märkische Schweiz vordringen konnten, um es zu zerstören. Die Gentechnik-Gegner forderten von der Politik einen sofortigen Stopp des Anbaus von genveränderten Pflanzen. Nach einer friedlich verlaufenden Kundgebung waren die Aktivisten auf ihrem Weg zum Genfeld von Polizeibeamten gestoppt worden. Dabei kam es zu Rangeleien, als Störer versuchten, die Ketten der Sicherheitskräfte zu durchbrechen. Nach Angaben eines Polizeisprechers versuchten mehrere Gruppen, sich zu dem Feld durchzuschlagen. Bis zum späten Nachmittag wurden 30 Demonstranten in Gewahrsam genommen. Gegen eine Frau werde wegen Widerstands gegen Polizeibeamte ermittelt. Sie soll den Einsatzleiter mit Füßen getreten haben. „Wir werden dafür sorgen, dass in Deutschland kein Gen-Acker stehen bleibt“, sagte Imkermeister Jürgen Binder von der Aktion „Gendreck weg“. Er warnte jeden Bauer vor dem Anbau von Genpflanzen. Wer es wage, die Gesundheit der Bevölkerung zu schädigen, müsse mit der Zerstörung seiner Felder rechnen. Spitzenpolitiker von Union, FDP und SPD bezeichnete er als „Handlanger der kriminellen Gentechnikindustrie“. Brandenburg sei das Land der Agro-Gentechnik in Deutschland, sagte sein Berufskollege Michael Grolm. Hier werde in diesem Jahr auf weit über 100 Hektar Genmais angebaut. In seiner Heimat Baden-Württemberg gebe es dagegen nur ein Versuchsfeld von 40 Quadratmetern. Durch Pollenflug könne sich genverändertes Erbgut unkontrolliert verbreiten. Damit bestehe die Gefahr, dass es künftig keine gentechnikfreie Landwirtschaft mehr gibt. Zudem würden einige wenige Konzerne als Saatguthersteller Macht auf Bauern und Verbraucher ausüben. „Ich weiß nicht, wie ich als Imker überleben soll, wenn ich genmanipulierte Pollen in meinem Honig finde“, sagte Grolm. Die Politik habe zu respektieren, dass 70 bis 80 Prozent der Verbraucher keine genveränderten Lebensmittel wollten. Er erwarte im bevorstehenden Bundestagswahlkampf von jeder Partei zu hören, wie sie zur Gentechnik steht. Der Geschäftsführer der betroffenen Landfarm Hohenstein, Jörg Piprek, hatte bei einer Podiumsdiskussion wenig Verständnis für die Aktion gezeigt. Er verwies darauf, dass beim Anbau des schädlingsresistenten Getreides keine umweltbelastenden Sprühmittel eingesetzt werden müssen. Auch Anwohner von Hohenstein lehnten die Aktion ab. Solange der Gesetzgeber den Anbau erlaube, dürften Felder nicht zerstört werden, sagte ein Mann. Zuvor hatten bereits Bauernverbände und Brandenburgs Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) die Aktion kritisiert.
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