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Brandenburg: Aufgestiegen trotz Ticketaffäre Jürgen Schubert rückt an Spitze der Bundespolizei

Berlin/Potsdam - Er war für die Sicherheit von US-Präsidenten bei deren Berlinbesuchen zuständig, koordinierte die Polizeieinsätze bei der Loveparade – und musste vor zwei Jahren wegen seiner Rolle in der so genannten Ticketaffäre ein saftiges Bußgeld zahlen. Der Polizeiführer Jürgen Schubert ist in Berlin kein Unbekannter – und seit Mittwoch einer der ranghöchsten Polizisten der Bundesrepublik.

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Berlin/Potsdam - Er war für die Sicherheit von US-Präsidenten bei deren Berlinbesuchen zuständig, koordinierte die Polizeieinsätze bei der Loveparade – und musste vor zwei Jahren wegen seiner Rolle in der so genannten Ticketaffäre ein saftiges Bußgeld zahlen. Der Polizeiführer Jürgen Schubert ist in Berlin kein Unbekannter – und seit Mittwoch einer der ranghöchsten Polizisten der Bundesrepublik.

Im Rahmen der umstrittenen Rochade bei Bundespolizei und Verfassungsschutz rückte er zum Vizepräsidenten der Bundespolizei auf. Zuvor war er Inspekteur der Bereitschaftspolizeien der Länder gewesen. In Berlin kennen ihn allerdings viele noch aus einem Zusammenhang, den der Grünen-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wieland „unschön“ nennt: Schubert und vier weiteren Beamten waren 2008 von der Berliner Staatsanwaltschaft Vorteilsannahme im Amt und die Verleitung Untergebener zu einer Straftat vorgeworfen worden. Kern der „Ticketaffäre“: Beamte der von Schubert geleiteten Direktion 3 (Wedding, Tiergarten, Mitte) hatten über Jahre unter anderem vom Veranstalter des Classic Open Air am Gendarmenmarkt Gratiskarten verlangt. Schubert selbst wurde vierfache Vorteilsannahme vorgeworfen, außerdem habe er einmal „rechtswidrige Tagen seiner Untergebenen geschehen lassen“.

Ein Polizist war im vergangenen Jahr wegen Vorteilsannahme zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden, die Anklagen gegen seine vier Kollegen wurden gegen Geldauflagen eingestellt, wie das im Falle einer vorab als gering eingeschätzten Schuld möglich ist. Schubert musste 9000 Euro an die Justizkasse zahlen – „zur Beseitigung des öffentlichen Interesses an der Verfolgung“, wie es in der offiziellen Begründung heißt.

Trotz dieser Affäre haben auch Oppositionspolitiker wie Wieland „keine Bedenken“ angesichts des Karrieresprungs: Schubert habe damals schon „genug gebüßt“, weil er nach der Affäre für den Posten des Berliner Polizeipräsidenten „aus dem Rennen“ war, für den er zuvor gehandelt worden war, sagt der Grünen-Politiker. Und fachlich sei Schubert „immer einer der talentiertesten Polizeiführer Berlins“ gewesen, der an der neu zusammengesetzten Spitze der Bundespolizei im Vergleich zu seinen Kollegen, die als Referatsleiter ohne Polizeierfahrung an die Behördenspitze aufgestiegen sind, „noch die beste Besetzung“ sei.

Bundesregierung und Bundespolizei wollten sich gestern zu der Personalie auf Anfrage nicht äußern. Lars von Törne

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