
© dapd
Brandenburg: Aufsichtsrat wollte unbedingt Platz für den A 380
Umplanung für das größte Flugzeug der Welt brachte BER-Haupthalle an Grenzen der Physik. Rechnerisch verdoppelte sich damit die Passagierzahl und das hatte auch Folgen für die Entrauchungsanlage
Stand:
Schönefeld - Landet das Riesenflugzeug A 380 am neuen Flughafen – oder nicht? Während die Airlines die Flughafengesellschaft bei dieser Frage zunächst in der Luft hängen ließen, schuf der Aufsichtsrat des künftigen Großflughafens „Williy Brandt“ in Schönefeld Tatsachen. Schließlich war es eine Frage des Prestiges, dass die Maschine am Terminal andocken kann. Also musste 2008 aufwendig umgeplant werden.
Vielleicht war es weise Voraussicht, denn Ende 2011 wurden Pläne von Emirates bekannt, mit der Maschine zum BER zu fliegen. Doch drei Jahre zuvor waren die Folgen gravierend: Der südliche Teil des Piers musste nachträglich für den Verkehr aus dem Nicht-Schengen-Bereich ausgestattet werden. Rechnerisch sollten auf den unveränderten Flächen doppelt so viele Passagiere unterwegs sein wie zuvor. Entsprechend musste auch die Entrauchungsanlage angepasst werden, bei der man nach Angaben eines Planers „bis an die Grenzen der Physik“ gehen musste. Probleme mit der – gesamten – Entrauchungsanlage waren ein wesentlicher Grund dafür, dass der für 3. Juni geplante Eröffnungstermin des Flughafens verschoben werden musste.
Für den A 380, das größte Flugzeug der Welt, das etwa 500 Passagiere aufnehmen kann, sind besondere Anlagen erforderlich, weil der Zugang über drei Brücken zu den zwei Stockwerken des Flugzeugs erfolgt. Ursprünglich hatten die Planer einen anderen Bereich in der Haupthalle für das Flugzeug vorgesehen, wo es ebenfalls in der oberen Etage einen Bereich für die Passagiere geben sollte, die nicht aus dem Schengen-Raum kommen. Sie dürfen nur nach Kontrollen einreisen, ihre Wege müssen getrennt von anderen Fluggästen sein. Dieser Teil des Terminals war für die Lufthansa vorgesehen, die aber bereits 2006 abgesagt hatte, mit dem Riesenflugzeug zum BER zu kommen – und zudem kein Interesse zeigte, Berlin zu einem Drehkreuz für den interkontinentalen Verkehr zu machen. Also strichen die Planer die Brücken für den A 380. Es gab ja offensichtlich keinen Bedarf mehr. Ausgerechnet mit dieser Maschine wollte die Lufthansa dann sechs Jahre später den Premierenflug absolvieren. Dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), gefiel offenbar überhaupt nicht, dass die Planer ohne A 380 auskommen wollten – also musste Platz für den Giganten geschaffen werden. Ein neuer moderner Hauptstadtflughafen ohne Platz für das Prestigeflugzeug war nicht vorstellbar.Ein Sprecher Wowereits sagte, dies sei nicht allein die Vorstellung des Vorsitzenden gewesen, sondern des gesamten Aufsichtsrats.
Auch nach einer Fluggesellschaft, die mit der Maschine andocken wollte, wurde Ausschau gehalten. Laut Insidern nahm Flughafenchef Rainer Schwarz dazu Gespräche mit dem damaligen Chef von Air Berlin, Joachim Hunold, auf. Dieser sei dann bereit gewesen zu versprechen, irgendwann den A 380, der seither mehrfach auf der Luftfahrtschau ILA zu sehen war, auch einzusetzen. Bestellt hat Air Berlin bis heute nicht.
Die Brücke für das Riesenflugzeug wanderte so nach Süden an die vorletzte Position des Hauptpiers, fast direkt angrenzend an den Air-Berlin-Bereich und deren Lounge dort. Die Flughafengesellschaft begründete die neue Position mit der Nähe zur längeren Südstartbahn, die für den schweren A 380 vorwiegend genutzt würde. So reduziere sich der Kreuzungsverkehr, sagte Sprecher Ralf Kunkel. Bei Bedarf könnten zwei weitere A-380-Positionen am nördlichen Hauptpier eingerichtet werden – ohne weitere bauliche Veränderungen. Klaus Kurpjuweit (mit axf)
Klaus Kurpjuweit (mit axf)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: