Brandenburg: Aufstand der Anwohner
Widerstand gegen Umbaupläne für Kastanienallee
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In Prenzlauer Berg formiert sich massiver Widerstand gegen die Pläne des Bezirksamts Pankow, die Kastanienallee zugunsten des Straßenverkehrs umzubauen. Am Mittwoch erklärte die Bürgerinitiative BI-Kastanienallee die Umgestaltung zur „dummdreisten Zwangsbeglückungsmaßnahme“ und fordert zumindest die Erhaltung des Status Quo. „Eine der tollsten Straßen Berlins mit gewachsener Kiezstruktur wird dem Verkehr geopfert“, sagt die Vorsitzende der Initiative, Michaela Hartmann.
Der Bezirk will auf der Amüsiermeile eine separate Spur für Radfahrer einrichten, aber dafür Parkplätze auf die Bürgersteige verlegen. Etwa die Hälfte des Parkraums würde dabei wegfallen. Diese Pläne des für Verkehr zuständigen Stadtrats Jens-Holger Kirchner (Grüne) waren aber bereits im Verkehrsausschuss der BVV auf Kritik gestoßen. Das Gremium legt das Projekt erst einmal auf Eis– wegen „Unausgegorenheit“, sagt SPD-Verkehrsexperte Roland Schröter.
Unternehmen, das sind hier: Souvenirshops, Cafés, Kneipen, Second-Hand-Läden, Kunst-Aussteller. „Für uns wäre das eine wirtschaftliche Katastrophe“, sagt Ladenbesitzer Sebastian Mücke. Er erinnert sich mit Schrecken an die Sanierung der Straßenbahngleise, die ihm Umsatzverluste von 30 Prozent bescherte. Eine erneute lange Sperrung der Straße für die Umbauten würde für viele Mittelständler den Ruin bedeuten, befürchtet er.
Die Bürgerinitiative fordert behutsame Renovierungen und Begrünungen, „aber keine komplette Umwandlung“ der Straße. Auf einer Sondersitzung des Verkehrsausschusses am Donnerstag wollen die Anwohner 5000 Protestunterschriften überreichen. Sie hoffen, dass sich keine Mehrheit für die 1,9 Millionen Euro teuren Umbauten findet. Hoffnung macht den Aufständischen unterdessen Wolfram Kempe (Linke). Er wünscht sich eine Lösung wie im Fall der nahen Oderberger Straße. Dort waren Proteste gegen Umbauten abgeflaut, nachdem Behörde und Bürger an einen Tisch gebracht worden waren. Jörg Vogler
Jörg Vogler
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