Brandenburg: Aus dem Kuhstall gleich zum Kunden
Gunnar Hemme hat sich mit Direktbelieferung Marktnische im umkämpften Milchmarkt gesichert
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Schmargendorf - Der Molkereiunternehmer Gunnar Hemme musste in den vergangenen Wochen keine Angst haben, dass die Bauern ihm keine Milch mehr liefern. Hemme hat im uckermärkischen Schmargendorf eine kleine Molkerei. Diese liegt gewissermaßen in der Verlängerung des Kuhstalls, den ein holländischer Landwirt betreibt. Etwa 5000 Liter pumpt der holländische Landwirt täglich in die Hemme-Molkerei. „Das sind zwischen einem Drittel und der Hälfte seines Ausstoßes“, sagt Hemme. Auch in den letzten Tagen des großen Milchboykotts war das so. „Unsere Wirtschaftsbeziehungen sind stabil, ich zahle immer ein wenig mehr als die großen Molkereien an den Landwirt“, sagt Hemme. Und er ist in seiner Milchpreisgestaltung von der Preisdrückerei der Discounter weitgehend unabhängig. Denn er verkauft seine Milch, seinen Joghurt, seinen Quark und seit einem Jahr auch seine Butter direkt an die Kunden.
Der aus dem Niedersächsischen stammende Gunnar Hemme hat vor genau zehn Jahren in der Uckermark die Idee des Milchmanns wieder aufleben lassen. Die in Schmargendorf produzierte Milch wird vom firmeneigenen Fuhrpark ausgefahren und den Kunden vor die Tür gestellt. „Mittlerweile habe ich eine festen Stamm von zweieinhalbtausend Kunden. Dazu beliefern wir natürlich noch viele kleine Läden“, sagt Hemme. Neuerdings ist er sogar bei Rewe gelistet.
Hemme beliefert auch den Deutschen Bundestag mit seiner Milch und die Flughäfen Tegel und Schönefeld. Vor allem in der Uckermark, dem Barnim, Märkisch Oderland und am Rande Berlins sind die Hemme-Milch-Autos unterwegs. „Bevorzugt in Eigenheimsiedlungen. Denn in den klassischen Wohnvierteln mit Mietshäusern fällt es manchmal schwer, die Milch wirklich bis zum Kunden zu bringen“, sagt er. Hemmes Milch ist keine Öko-Milch, aber anders als andere Milch ist sie dennoch. Seine zentrale Geschäftsidee: „Die Milch wird so belassen, wie sie ist, sie behält ihren Fettgehalt. Und sie wird nicht homogenisiert. Das heißt, sie wird nicht mit hohem Druck gegen eine Fläche gestrahlt, um die Fettmoleküle zu zerstören und damit ein Absetzen des Fettes auf der Milch zu verhindern, wie es in großen Molkereien üblich ist. Dadurch behält sie ihren intensiven Geschmack“, verrät Hemme. Seine Milch ist – nicht zuletzt wegen des Ausfahrservice – teurer als die Milch im Laden. „Aber sie schmeckt besser, das haben mir bislang noch alle Kunden bestätigt“, gibt sich Hemme selbstbewusst. Und sie sei auf jeden Fall frischer. Die heute gemolkene Milch gelangt morgen an den Kunden – in großen Molkereien dauert das wesentlich länger.
Mittlerweile bringt die Firma Lohn und Brot für neun Festangestellte, drei Azubis und mehrere Helfer, die je nach Auftragslage einspringen, wenn Hilfe gebraucht wird. Mehr als eine Marktnische, das weiß der Unternehmer, besetzt er mit seiner Molkerei nicht. „Aber immerhin, bis jetzt gab es immer eine leichte Aufwärtsbewegung, weniger wurde es nie“, sagt der Molkereibesitzer.
Er beliefert mittlerweile auch 80 Kitas und Schulen der Region mit Schulmilch – Viertel-Liter-Packungen mit Fruchtgeschmack. „Das kommt gut an und wird vom Staat gefördert“, sagt Hemme und fügt hinzu: „Die Milch ist allemal gesünder als das, was aus den Cola-Automaten herauskommt, die ebenfalls in vielen Schulen herumstehen.“ Juliane Sommer
Juliane Sommer
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