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Brandenburg: Ausbrecher wieder in Haft Eine Hotel-Angestellte erkannte ihn

Berlin - Genau 17 Tage war Ulrich Wolfgang Z. in Freiheit – nun erwartet ihn wieder die Zelle in der Justizvollzugsanstalt Moabit.

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Berlin - Genau 17 Tage war Ulrich Wolfgang Z. in Freiheit – nun erwartet ihn wieder die Zelle in der Justizvollzugsanstalt Moabit. Der 25-Jährige, wegen Betrugs und bandenmäßiger Hehlerei mit Baumaschinen zu einer fast vierjährigen Haftstrafe verurteilt, war am 19. Mai zusammen mit dem Mordverdächtigen Michael Metin Müslü aus der JVA ausgebrochen. Die Umstände der Flucht waren spektakulär – die Festnahme weniger: Z. wurde am Mittwochmorgen gegen 8.40 Uhr im Hotel „Smart Stay“ in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg gestellt. Er leistete keinen Widerstand.

Der Mann hatte am Montag ein Einzelzimmer für 49 Euro pro Nacht bezogen. „Er versuchte, seine Identität zu verschleiern“, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich. Beim Check-in legte Z. einen gefälschten Ausweis vor; außerdem hatte er sich seinen Dreitagebart rot gefärbt. Z. gab vor, aus Osteuropa zu stammen; mit den Hotelangestellten sprach er nur in gebrochenem Englisch. „Er hat sich zurückgezogen und das Zimmer kaum verlassen“, sagte die Sprecherin des Hotels.

Die Polizei verdankt den Fahndungserfolg einer aufmerksamen Rezeptionistin. Als Z. am Mittwochmorgen durch das Foyer ging, schöpfte sie Verdacht. Die Angestellte verglich das Aussehen des Gasts mit einem Foto, das die Polizei nach der am 22. Mai eingeleiteten Öffentlichkeitsfahndung an Hotels und Gaststätten verteilt hatte. „Da wusste sie: Das ist er“, sagte die Hotelsprecherin. Die Rezeptionistin rief die Polizei, Z. wurde in seinem Zimmer im dritten Stock festgenommen. „Auf dem Revier wurden Fingerabdrücke genommen und abgeglichen“, sagte Polizeisprecher Redlich. Hinterher gab es keine Zweifel mehr an der Identität des Festgenommenen: Es war der gesuchte Ausbrecher.

Innensenator Frank Henkel (CDU) gratulierte der Polizei zu ihrer „hervorragenden Arbeit“, die zu dem schnellen Fahndungserfolg geführt habe. „Die Berliner Polizei wird weiter mit hohem Engagement darangehen, auch den zweiten Flüchtigen zu fassen“, so Henkel.

Der 34-jährige Metin Michael Müslü ist weiter auf der Flucht. Er soll den Klubbetreiber Jochen Strecker am 3. März 2013 aus Habgier ermordet haben. Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte am 28. Mai eine Prämie von 5000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung des Mordverdächtigen führen. „Natürlich hoffen wir, dass der Festgenommene jetzt auch Hinweise auf den Aufenthaltsort des zweiten geflohenen Häftlings geben kann“, sagte Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin.

Am Mittwoch wurde Z. zu den Umständen seiner Flucht vernommen, später am Abend zurück in die JVA gebracht. Nach Auskunft von Senatsjustizsprecherin Claudia Engfeld kommen erhebliche Haftverschärfungen auf Z. zu: So werde er fortan von Gemeinschaftsaktivitäten ausgeschlossen, dürfe in Zukunft nur noch allein zum Hofgang und werde immer von einem Vollzugsbeamten begleitet, um ihn unter ständiger Beobachtung zu haben. „Er kommt jetzt natürlich in einen Haftraum, der mit Manganhartstahlgittern ausgestattet ist“, sagt Engfeld.

Bis zum Ausbruch hatte Z. genau wie Müslü in einer Zelle mit herkömmlichen Stahlgittern gelebt. Diese Gitter sägten die Ausbrecher durch, seilten sich an verknoteten Bettlaken ab und kletterten über mehrere Zäune hinweg in die Freiheit. Es war die erste erfolgreiche Flucht aus der JVA seit 15 Jahren. Unklar ist weiter, ob die Männer Hilfe von außen hatten.Timo Kather/Cay Dobberke

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