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Mücken in Brandenburg: „Außergewöhnlich viele“

Landesumweltamtspräsident Matthias Freude spricht im PNN-Interview über die akute Mückenplage, Hilfen und besondere Tipps. Die CDU will die zerstochenen Brandenburger politisch schützen.

Stand:

Gibt es in Brandenburg eine bedrohliche Mückenplage?

Mückenplagen traten auch in früheren Sommern auf. Diesmal kam das Hochwasser hinzu. Überall dort, wo das Wasser abzieht, in den Havelpoldern oder im Elbe-Elster-Gebiet, bleiben kleine Wasserflächen zurück. Das sind ideale Brutstätten für Mücken. Aber auch in anderen Teilen des Landes gibt es zurzeit außergewöhnlich viele Mücken. Das hängt mit den gleichen Regenfällen zusammen, die auch zum Hochwasser geführt haben.

Matthias Freude, 64, Biologe, Honorarprofessor und Präsident des Landesumweltamtes Brandenburg. Er war zum Ende der DDR einer der Mitbegründer des Nationalparkprogramms.

Ist bald ein Ende der Plage in Sicht?

Leider nicht. Wenn es weiter so warm bleibt, verschärft sich die Lage. Bei normaler Witterung brauchen Mücken durchaus drei Wochen zur Entwicklung. Bei Temperaturen über 25 Grad schaffen sie es in zehn Tagen. Dann fliegen mehrere Generationen gleichzeitig. Die gute Nachricht: Bisher sind wir vor einer noch unangenehmeren Insektengruppe verschont geblieben, den Kriebelmücken.

Was sind das für Mücken?

Im Gegensatz zu den Stechmücken, die mit ihrem winzigen Stechrüssel Blut saugen, raspeln sie mit ihren Mundwerkzeugen die Haut ab. Aus den Wunden lecken sie dann das Blut. Die Opfer leiden unter Blutergüssen, die unerträglich jucken. Kriebelmücken sind in der Vergangenheit besonders entlang der Oder massenhaft aufgetreten. Aktivitäten im Freien haben sich dann erledigt.

Wie kann man gegen die Mückeninvasion vorgehen?

Am Oberrhein wird seit vielen Jahren versucht, mit biologischen Mitteln etwas gegen Mückenlarven zu tun. Der Erfolg wird unterschiedlich wahrgenommen. Dazu ist der finanzielle Aufwand sehr hoch. Beim Oberrhein handelt es sich um eine überschaubare Fläche. Ob man ein ganzes Land wie Brandenburg mit Insektengiften besprühen kann, bezweifle ich. Außerdem müsste der Einsatz gegen die Larven lange vorher geplant werden. Sind die Mücken erst da, ist es bereits zu spät.

Haben Sie einen besonderen Tipp, um der Mückenlage Herr zu werden?

Im Garten können sich in offenen Wassertonnen oder gefüllten Eimern und Gießkannen sehr schnell Hunderte Mückenlarven entwickeln. Also: alle Gefäße innerhalb von zehn Tagen mindestens einmal leeren. Das erspart viele Mückenstiche.

Das Interview führte Gudrun Janicke

Wen juckts? Die CDU. Die will die zerstochenen Brandenburger schützen. Ingo Senftleben, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Landtag, forderte am Mittwoch, die Landesregierung müsse gegen die Mückenplage vorgehen, Umweltministerin Anita Tack (Linke) aber sei konzeptlos im Kampf gegen die Mückeninvasion und habe keine Antworten auf die Fragen der – gestochenen – Bürger. Schlimmer noch: Tack ignoriere das Problem komplett. Für Senftleben geht es nicht nur um Mückenstiche: Brandenburger stünden auf der Suche nach Mückenschutzmitteln vor leeren Regalen, die Tourismuswirtschaft habe Einbußen – wegen der Mücken. Er fordert, die Regierung müsse den Kommunen beim Kampf gegen die Mücken zur Seite stehen, mit ihnen Strategien erarbeiten. Zudem müsse die Regierung über präventive und umweltverträgliche Schutzmaßnahmen aufklären. Ach, übrigens: In Brandenburg leben etwa 50 Mückenarten, jedoch nur die allerwenigsten davon stechen die Menschen. (axf)

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