Brandenburg: Autofahrer raste direkt in WM-Fanmeile
Autoinsassen festgenommen / Ermittler gehen von absichtlicher Tat aus / 21 Menschen verletzt
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Berlin - Eine Gewalttat überschattet die bislang fröhliche WM-Partystimmung in Berlin. Ein 33-jähriger Mann durchbrach am Sonntagnachmittag mit seinem Auto die Absperrungen der Fanmeile am Brandenburger Tor und verletzte 21 Menschen zumeist leicht. Ein 11-jähriges Mädchen erlitt Knochenbrüche. Die Polizei nahm den Fahrer und seine 55-jährige Begleiterin an Ort und Stelle fest. Die Ermittler gehen von einer absichtlichen Tat aus. Bei der Untersuchung des Tatfahrzeugs wurde kein Sprengstoff gefunden. Die Feuerwehr wurde nach eigenen Angaben um 15.33 Uhr alarmiert.
Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) stellte klar, das Sicherheitskonzept für die Fanmeile werde nicht grundsätzlich geändert. Solche Taten seien nicht komplett auszuschließen. Deshalb mache es keinen Sinn, derartige Veranstaltungen mit Stahlbetonbarrieren zu schützen. Erst Ende Mai war ein 16-Jähriger bei der Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofes Amok gelaufen und hatte zahlreiche Menschen mit einem Messer verletzt.
Nach Polizeiangaben hatte der mutmaßliche Amokfahrer aus Richtung Potsdamer Platz kommend mit einem silbergrauen VW Polo zuvor zunächst die äußere Absperrung in Höhe der Haupttribüne am Brandenburger Tor durchbrochen. Laut Körting fuhr der Pkw dann in Schlangenlinien auf das Brandenburger Tor zu. Dabei soll der 33-Jährige Zeugenaussagen zufolge noch einmal Gas gegeben haben. Nach etwa 300 Metern kam der Wagen zum Stehen. Zurück blieben die Verletzten.
Zehn der Opfer wurden ambulant behandelt, elf ins Krankenhaus eingeliefert. Unter den Verletzten waren auch Touristen aus den Niederlanden, Australien und Argentinien. Zehn Rettungswagen und 90 Feuerwehrleute kamen zum Einsatz. Am Sonntag hatte die WM spielfrei.
Deshalb waren nur recht wenige Menschen auf der Fanmeile. Auf dem Areal schauen sich seit Beginn der Fußball-WM jeden Tag Zehntausende Menschen die Spiele an und feiern ausgelassen. Bei den Begegnungen der deutschen Nationalmannschaft kamen Hunderttausende Fußballfans.
Senatssprecher Michael Donnermeyer betonte im Hinblick darauf, man habe Glück gehabt, es hätte schlimmer kommen können. Körting sagte, der Tatverdächtige sei Deutsch-Inder. Sein Motiv sei noch unklar. Er habe aber sicherlich Menschen verletzten und Aufmerksamkeit erregen wollen. Als der 33-Jährige aus dem Auto gezerrt wurde, soll der Mann „Kawumm“ gerufen haben. Doch Sprengstoff hatte er nicht dabei.
Der betroffene Bereich der Fanmeile wurde zunächst weiträumig abgesperrt, später jedoch wieder geöffnet. Das Unterhaltungsprogramm wurde fortgesetzt. Auch das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin wollte wie geplant am Abend auftreten. Das Konzert ist der Abschluss des Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung zur WM.
Erst am Samstag hatten rund 200 000 Fußballfans auf Deutschlands größter Fanmeile die TV-Übertragungen der beiden letzten Begegnungen im WM-Viertelfinale verfolgt. Dabei gab es - wie auch an den Spieltagen zuvor - keine besonderen Vorkommnisse. Nach dem Erfolg der deutschen Mannschaft am Freitag gegen Argentinien soll die Fanmeile für die ausstehenden Matches der deutschen Elf vergrößert werden, wie der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ankündigte. Er hatte hinzugefügt, auf der Fanmeile herrsche eine „Gelassenheit, Fröhlichkeit und Internationalität, die phantastisch ist“. Berlin sei fit für die Ausrichtung der Olympischen Spiele.
Claudia Stäuble, Günter Brüggemann
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