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Rechtsradikale: „Autonomer Nationalist“ aus Brandenburg greift nach Berliner NPD-Vorsitz

Am Samstag könnte Sebastian Schmidtke einen zweifelhaften Karrieresprung machen: Der 26-Jährige der den "freien Kameradschaften" in Brandenburg entstammt tritt beim Parteitag der Berliner NPD für den Vorsitz an. Sollte er gewinnen, dürfte das vor allem eines heißen: Der Einfluss der als gewaltbereit geltenden „Freien Kräfte“ auf die NPD wird größer.

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Die Kandidatur unterstreiche „das seit Jahren bestehende enge Verhältnis der Berliner NPD mit den aktionsorientierten gewaltbereiten AN“ (Autonome Nationalisten), kommentierte der Berliner Verfassungsschutz.
Schmidtke kommt aus Brandenburg, er war Aktivist im Kameradschaftsnetzwerk „Märkischer Heimatschutz“. Schon damals kleidete er sich im Stil von autonomen Jugendlichen - in schwarz mit Baseballkappe. In Berlin tritt er seit Jahren als zentrale Figur innerhalb der „Autonomen Nationalisten“ auf. Prominent wurde er als Ansprechpartner und Anmelder diverser Demonstrationen, vor allem für ein sogenanntes Nationales Jugendzentrum. Auch für die Ausstattung der Szene sorgt er: Der 26-Jährige betreibt in Schöneweide einen Laden namens „Hexogen“, wo es CDs, Klamotten und Security-Bedarf wie Schlagstöcke zu kaufen gibt.
Zwtl.: Betreiber radikaler Internetseite? In den vergangenen Monaten wurde Schmidtke oft als mutmaßlicher Betreiber oder Autor der Website „www.nw-berlin.net“ genannt. Auf dieser Seite des „Nationalen Widerstands Berlin“ sind in einer Art „Feindesliste“ rund 200 Politiker, Antifa-Aktivisten und angeblich „linke Läden“ mit Fotos und zum Teil mit Adressen aufgeführt. „Wir wünschen Euch mit diesen Informationen viel Erfolg“, schreibt die „Schriftführung“ dazu. Viele der Betroffenen waren bereits Opfer von Drohungen oder Attacken.
Schmidtke warb zwar mal als „Verantwortlicher im Sinne des Presserechts“ auf einem Aufkleber für die Homepage, doch heute bestreitet er jede Verantwortung für die Seite: In einer Stellungnahme auf der Seite der NPD Berlin schrieb er, Ermittlungen gegen ihn in der Sache seien „allesamt eingestellt“ worden.
„Wir haben in Berlin leider ein Mobilisierungsproblem, sowie ein momentanes Aktivierungsproblem unserer Mitglieder“, beschreibt Schmidtke in der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“, warum er für den Vorsitz kandidiert. Tatsächlich ist der bisherige NPD-Chef, Uwe Meenen, massiver interner Kritik wegen der Wahlschlappe im vergangenen Herbst ausgesetzt.
Ohne die Autonomen Nationalisten sei der Berliner Landesverband „praktisch nicht lebensfähig“, urteilt der Verfassungsschutz. Das sei zum Beispiel im Wahlkampf im Herbst deutlich geworden. Sollte der bisherige NPD-Vize Schmidtke jetzt zum Chef gewählt werden, dürfte die NPD in Berlin sich noch einen Schritt weiter radikalisieren. (dapd)

Katrin Aue

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