Brandenburg: Baby mit Morphium vergiftet Vater in Berlin wollte Kind offenbar ruhigstellen
Berlin - Ein ungeheuerlicher Fall einer Kindstötung schockierte am Freitag selbst langjährige Ermittler. Ein 23-Jähriger hat den acht Monate alten Sohn seiner Freundin mit einem Morphiumpflaster vergiftet.
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Berlin - Ein ungeheuerlicher Fall einer Kindstötung schockierte am Freitag selbst langjährige Ermittler. Ein 23-Jähriger hat den acht Monate alten Sohn seiner Freundin mit einem Morphiumpflaster vergiftet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde das Pflaster bei der Obduktion in der Luftröhre des Babys gefunden, es starb aber nicht durch Ersticken, sondern durch das Gift Morphium. „Das Kind hat eine absolut tödliche Menge des Gifts in den Mund erhalten“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, Der Vater wurde am Freitag einem Haftrichter wegen Totschlags vorgeführt. Er ist nicht vorbestraft. Bei der Vernehmung schwieg er. Wie es hieß, habe der Vater das schreiende Kind ruhigstellen wollen. Doch für einen wenigen Kilogramm schweren Säugling ist bereits ein Bruchteil eines solchen Pflasters tödlich.
Die Tat geschah bereits vor einer Woche. Der 23-Jährige hatte selbst die Feuerwehr alarmiert, weil der „Junge keine Lebenszeichen mehr von sich gab“, wie das Polizeipräsidium am Freitag formulierte. Der Notarzt konnte allerdings nur noch den Tod des Kleinen feststellen. Die ersten Ermittlungen der Kriminalpolizei und des Gerichtsmediziners in der Wohnung der Mutter in Spandau ließen zunächst kein Fremdverschulden erkennen. Wie üblich in Fällen eines plötzlichen Kindstodes wurde eine Obduktion angeordnet. Diese ergab am Donnerstag, dass es sich um eine Straftat handeln muss. Noch am Abend wurde der Mann durch die Kriminalpolizei festgenommen. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen.
Die 18 Jahre alte Mutter war während der Tat nicht in Berlin, sie soll sich mehrere Tage auswärts alleine bei einer Freundin aufgehalten haben. Die Verhältnisse, in denen der Junge groß werden sollte, schilderte ein Ermittler als „sozial hochproblematisch“, der Vater ist Deutscher. Dem Vernehmen nach benutzt ein Teil der Drogenszene seit einiger Zeit gebrauchte Morphin-Pflaster zum Berauschen.
Opioide wie das in den Pflastern verwandte Fentanyl sind die stärksten Schmerzmittel überhaupt. Fentanyl und andere Opioide unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz, dürfen also nur mit speziellen Rezepten verschrieben werden. Pflaster sind eine Möglichkeit, Opioide an Menschen mit starken Schmerzen zu verabreichen. Dabei wird der Wirkstoff kontinuierlich in die Haut abgegeben und gelangt von hier in den Blutstrom. Fentanyl lindert selbst starke Schmerzen, etwa bei Krebs, und beruhigt zudem. Es wird künstlich hergestellt.
Das Mittel ist es etwa 120-mal so wirksam wie das aus Opium gewonnene Morphin und wird dementsprechend niedriger dosiert. Wo der 23-Jährige das Pflaster her hat, ist noch unklar. Im vergangenen Jahr hatte die Münchener Polizei vor den sogenannten Fentanyl-Pflastern gewarnt, nachdem mehrere Drogensüchtige daran gestorben waren. Der kleine Junge ist das dritte getötete Baby in wenigen Wochen. J. Hasselmann und H. Wewetzer
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