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Brandenburg: Backen für den Papst
Im märkischen Benediktinerinnenkloster in Alexanderdorf werden Hostien für den Besuch von Benedikt XVI. in Berlin gebacken
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Alexanderdorf - Behutsam schiebt Schwester Theresia einen Holzkasten mit Teigplatten unter einen elektrischen Bohrer. Mit dem Pedal senkt sie wie bei einer Nähmaschine das Metallrohr in die 45 frisch befeuchteten Platten. Dutzende rund drei Zentimeter große Hostien rollen im Benediktinerinnenkloster im brandenburgischen Alexanderdorf (Teltow-Fläming) raschelnd in einen Korb. Es sieht ein bisschen aus wie Plätzchen ausstechen.
Schon seit 35 Jahren fertigt die 62 Jahre alte Schwester im Benediktinerinnenkloster das Brot, in dem die Gläubigen den Leib Christi erfahren. Nun sollen auch die Hostien für den Gottesdienst von Benedikt XVI. am 22. September im Berliner Olympiastadion aus ihrer Bäckerei kommen. Kirchengemeinden aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen beziehen die Ware aus Alexanderdorf mit seinen 28 Schwestern. Sogar Papst Johannes Paul II. habe sie zu Lebzeiten einmal beliefert, sagt Schwester Theresia.
Wie viele Hostien sie für die Feier in Berlin brauche, weiß die Nonne noch nicht. „Die offizielle Bestellung ist noch nicht eingegangen“, sagt Mitschwester Ruth. Sie hätten aber „genug Kapazitäten“, betont Schwester Theresia. Mit vier Ordensschwestern zusammen könne sie 70 000 bis 80 000 Hostien an einem Tag backen. Im Jahr komme sie auf sieben bis acht Millionen Stück. Das Backen sei eine regelmäßige Arbeit, bei der sie die „Seele auf Gott richten“ könne.
Die Hostien-Platten backt Schwester Theresia jeweils am Vortag. 26 Kilogramm Mehl und 32 Liter Wasser würden für einen Bottich Teig zusammengemischt, sagt sie. Eine Maschine saugt den Teig aus einem Plastikbehälter und spritzt ihn auf zwölf Metallplatten, die automatisch etwa zwei Minuten lang durch den Ofen fahren. „Was am Rand der Platten herunterläuft, muss ich mit der Kelle abmachen“, sagt Theresia und wischt verdeutlichend an einer Platte vorbei.
„Die Temperatur hängt von der Art der Hostien ab“, sagt sie. Die 1,9 Millimeter dünnen weißen Hostien würden bei 150 Grad, die 2,3 Millimeter dicken Brothostien bei 180 Grad gebacken. Letztere seien nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den 60er Jahren eingeführt worden, „um den Brotcharakter hervorzuheben“.
Gelassen legt Schwester Theresia auf einem Tisch fransige Hostien beiseite. Die taugen nicht für ein Messe, sagt sie und sortiert weiter aus. „Wenn jemand so eine Hostie bei der Feier in Berlin kriegen würde, das wäre fürchterlich“, sagt sie und hält eine unförmige Teigscheibe in die Luft. Weggeworfen werde diese aber nicht. „Wir sind froh, dass Leute aus den Nachbardörfern die Reste für ihr Vieh abholen.“ Ein ungewöhnliches Gefühl hat Schwester Theresia beim Hostienbacken für den Papst nicht. „Wir backen für die Eucharistiefeier“, sagt sie. Von daher sei die Verbindung zu den Christen, die dieses Brot empfingen, ständig vorhanden. Auch eine besondere Prägung der Hostien für den Besuch des Papstes sei nicht vorgesehen. „Es geht um das Brot, das Christus gegeben hat“, sagt Schwester Theresia. Ein Symbol sei da nicht nötig.
Auf den Papstbesuch freuen sich die Schwestern sehr. „Wir haben uns schon für den Gottesdienst im Olympiastadion angemeldet“, sagt Schwester Theresia und blickt Ruth zufrieden an. Bis dahin bleibe aber noch einiges zu tun - damit beim Gottesdienst für jeden eine Hostie gebacken ist.
Sandra Hottenrott
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