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Brandenburg: Bald Anklage im Mordfall ohne Leiche

Vor 15 Jahren wurde Maike Thiel ermordet. Der Fall steht vor der Aufklärung

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Neuruppin/Leegebruch - Die Ermittler kommen der Wahrheit immer näher: Mehr als 15 Jahre, nachdem die damals hochschwangere Maike Thiel aus Leegebruch (Oberhavel) verschwunden ist, soll gegen die mutmaßlichen Mörder Anklage erhoben werden. Jetzt ließ die Staatsanwaltschaft in Neuruppin eine weitere Tatverdächtige festnehmen: eine 60-Jährige, sie soll ihren Sohn zu dem Mord angestiftet haben, glauben die Ermittler. Der 33-Jährige war bereits im November gemeinsam mit einem 78 Jahre alten Mann festgenommen worden.

Dieser Fall ist einer der großen ungeklärten Kriminalfälle in Brandenburg. Am 3. Juli 1997 war die damals 17-jährige Maike Thiel spurlos verschwunden. Sie war damals im achten Monat schwanger und an diesem Tag im Hennigsdorfer Krankenhaus bei einer Routineuntersuchung, sie hatte ihre Ärztin gefragt, ob sie in den Urlaub an die Ostsee fahren könne. Zeugen sahen sie zuletzt an der Bushaltestelle vor der Klinik. Seither wird sie vermisst, die Polizei ging schnell von einem Gewaltverbrechen aus, doch es gab keine Leiche und lange Zeit auch keinerlei stichhaltige Hinweise auf die Täter. Doch die Ermittler ließ der Fall nicht los. Hinzu kam auch, dass eine Ex-Freundin des Hauptbeschuldigten plötzlich ihr Wissen mitteilte. In den vergangenen Monaten haben die Ermittler auch wiederholt Zeugen vernommen.

Im November nahm die Polizei den 33-jährigen Michael fest. Er war damals der Freund von Maike Thiel und soll zugleich der Vater des ungeborenen Kindes gewesen sein. Auch sein Bekannter, ein 78-Jähriger, sitzt seither in Untersuchungshaft. Gegen den 33-Jährigen, der die damals 17-Jährige verlassen hatte, als er erfuhr, dass sie schwanger ist, war bereits nach dem Verschwinden der jungen Frau ermittelt worden. Allerdings waren die Beweise damals nicht ausreichend. Die Akten zum Fall Maike Thiel waren zwischenzeitlich geschlossen worden.

Jetzt ist von einer starken Indizienkette gegen Michael S. und seinen Komplizen die Rede. Sie sollen die Jugendliche heimtückisch getötet haben, gegen sie wird wegen Mordes ermittelt, gegen die jetzt an ihrem Arbeitsplatz in Kremmen (Oberhavel) verhaftete 60-jährige Mutter des Hauptverdächtigen wegen Anstiftung zum Mord. Auch sie hatten die Ermittler seit Jahren in Verdacht. „Im Zuge der weiteren umfangreichen Ermittlungen hat sich der Tatverdacht erhärtet“, sagte die zuständige Oberstaatsanwältin Lolita Lodenkämper am Freitag. Das Motiv ist klar: Die 60-Jährige soll verhindert haben wollen, dass Maike Thiel Unterhaltsansprüche wegen des gemeinsamen Kindes gegen ihren Sohn geltend macht.

Lodenkämper will bereits in wenigen Wochen, auf jeden Fall noch im Frühjahr Anklage erheben. „Wir brauchen dafür die Leiche des Opfers nicht“, sagte Lodenkämper. Die Indizien reichten aus, zumal das Oberlandesgericht (OLG) Brandenburg/Havel im Januar eine Haftbeschwerde der Männer abgelehnt hatte – wegen dringenden Tatverdachts.

Allerdings gibt es auch Hoffnung für die Eltern. Sie hatten über Jahre einen Privatdetektiv nach der Leiche suchen lassen, vergebens. Jetzt hat Lodenkämper speziell ausgebildete Suchhunde „aus dem europäischen Ausland“ angefordert. Sie sollen bei bessere Witterung zum Einsatz kommen. Diese Suchehunde, die spezielle auf menschliche Skelette abgerichtet sind, waren bei der Suche nach Massengräbern auf dem Balkan erfolgreich. „Sie sind auch in der Lage, Einzelgräber zu entdecken“, sagt Lodenkämper.

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