Brandenburg: Bauernverband greift Naturschützer an
Verseuchte Ackerteiche: NABU und BUND werden vorsätzliche Täuschung vorgeworfen
Stand:
Teltow - Der Streit um mögliche Folgen für die Natur durch eine industriell geprägte Landwirtschaft im Land Brandenburg eskaliert: Nachdem der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) vergangene Woche anhand von Laborergebnissen Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in brandenburgischen Gewässern beklagt hatten, wirft der Landesbauernverband den Naturschützern jetzt vorsätzliche Täuschung vor. Beide Organisationen hätten „Ergebnisse unzertifiziert entnommener Wasserproben“ genutzt, um eine angebliche Verseuchung von Ackerteichen, sogenannten Söllen, nachzuweisen, sich dabei aber unzulässigerweise der Grenzwerte der Grundwasserrichtlinie bedient, erklärte der Bauernverband am Dienstag.
Bei den Söllen handele es sich jedoch um Oberflächengewässer, die gar keine Verbindung zum Grundwasser hätten, so der Bauernverband in einer Erklärung. Eine sogenannte Sperrschicht aus Ton und Stein verhindere zudem das Versickern von Wasser in das Grundwasser. Für die Sölle gelte somit die sogenannte Oberflächengewässerverordnung, heißt es weiter. Die dort festgelegt Umweltqualitätsnormen würden in allen beprobten Gewässern eingehalten, behauptet der Verband. Die „populistische Botschaft von NABU und BUND“ sei deshalb „recht platt und damit eine miese Unterstellung“.
Wie berichtet hatten NABU, BUND und die Bürgerinitiative „Verseuchte Felder in der Uckermark“ Proben von insgesamt elf Ackerteichen untersuchen lassen und die Ergebnisse vergangene Woche in Potsdam vorgestellt. Die Ergebnisse bezeichneten die Aktivisten als alarmierend. Allerdings bezogen sie sich explizit auf die Grenzwerte der Grundwasserrichtlinie. An insgesamt sechs der elf Stellen seien diese für einige chemische Verbindungen überschritten worden, teilten die Umweltschützer mit. Besonders häufig überschritten wurden demnach die Grenzwerte für das Totalherbizid Glyphosat und sein Hauptabbauprodukt AMPA. Im Fall eines Tümpels bei Stabeshöhe in der Uckermark wurde der Wert für AMPA sogar um das 19-Fache überschritten. Eingesetzt wird Glyphosat unter anderem beim Mais-Anbau, der wegen der gestiegenen Zahl von Biogas-Anlagen im Land deutlich zugenommen hat.
Der NABU-Landesvorsitzende Tom Kirschey bezeichnete die Behauptungen des Bauernverbandes am Dienstag als Schwachsinn. „Alle diese Sölle sind sogenannte unbedeckte Grundwasserleiter. Das heißt, sie werden aus Grundwasser gespeist“, konterte Kirschey. Außerdem hätten die nachgewiesenen Stoffe generell nichts im Wasser zu suchen. Das Umweltbundesamt führe diese Mittel als wassergefährdende Stoffe, sagte Kirschey. „Sie sind also für Wasserorganismen giftig.“ Matthias Matern
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: