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Brandenburg: Bauminister mauert beim Stadtschloss

Das historische Königstor des Potsdamer Stadtschlosses ist schon fast fertig - beim Richtfest am Montag wird die Kuppel auf das originalgetreu aufgebaute Fortunaportal aufgezogen. Trotzdem gibt es in der Landeshauptstadt weiter Streit, wie und ob der Aufbau des Knobelsdorffschen Prachtschlosses auf dem Alten Markt nahtlos fortgesetzt und vollendet werden kann.

Das historische Königstor des Potsdamer Stadtschlosses ist schon fast fertig - beim Richtfest am Montag wird die Kuppel auf das originalgetreu aufgebaute Fortunaportal aufgezogen. Trotzdem gibt es in der Landeshauptstadt weiter Streit, wie und ob der Aufbau des Knobelsdorffschen Prachtschlosses auf dem Alten Markt nahtlos fortgesetzt und vollendet werden kann.

Zwar haben sich Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD), das Stadtparlament und der Experten-Beirat "Potsdamer Mitte" eindeutig dafür ausgesprochen, im aufgebauten Stadtschloss den ohnehin zu errichtenden neuen Landtag unterzubringen - auch mit Blick auf die angestrebte Länderfusion von Berlin und Brandenburg und die im Vergleich zum Berliner Schloss und diversen öffentlichen Bauten überschaubaren Investitionskosten von rund 250 bis 300 Millionen Mark. Doch während die Stadt die Werbetrommeln bei den märkischen Parlamentariern rührt, geht Brandenburgs Bauminister Hartmut Meyer (SPD) - dem Schlossprojekt ohnehin kritisch gegenüber eingestellt - nach längerer Zurückhaltung jetzt zum offenen Widerstand über: Die Potsdamer sollten sich auch von der Wunschvorstellung lösen, "dass dort ein Schloss gebaut wird", sagte Meyer dem Tagesspiegel.

Angesichts heutiger Anforderungen an die Funktionalität von Gebäuden, könne auf dem Alten Markt "egal bei welcher Nutzung ein moderner Zweckbau mit historischen Versatzstücken entstehen." Vor allem aber lehnt Meyer einen Landtag auf dem Alten Markt strikt ab und favorisiert stattdessen die so genannten Nuthewiesen zwischen Potsdam-Center und dem DDR-Plattenbaugebiet "Zentrum Ost".

Nicht nur der CDU-Kreisvorsitzende Wieland Niekisch, wissenschaftspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion, hatte hingegen angesichts der Fusionspläne immer wieder einen Blick über den provinziellen Tellerrand angemahnt: Man könne die mit dem Preußischen Landtag verwöhnten Berliner Abgeordneten wohl kaum mit einem "spartanischen Aldi-Zweckbau" locken. Meyer betont indes, dass die Erfahrungen aus anderen Städten gezeigt hätten, "dass ein Parlamentsgebäude das Herz einer Stadt nicht beleben kann", so dass er ausdrücklich "vor dieser Nutzung warnt". Er habe zwar Verständnis dafür, dass sich Potsdam für ein Landtagsgebäude auf dem Alten Markt ausspricht, weil es die "einfachste Lösung" sei: Schließlich würde das Land die Kosten tragen, argumentiert Meyer. Es könne aber nicht sein, "aus der Not heraus eine Lösung zu suchen, die dann das Stadtbild über Jahrhunderte prägen wird".

Der Alte Markt galt über Jahrhunderte als einer der schönsten Plätze Europas. Das Potsdamer Stadtschloss als ein Hauptwerk des preußischen Barock, das von Baumeister Knobelsdorff zwischen 1744 und 1752 seine endgültige Form bekam, hatte bis zum Abriss in den 50er Jahren das historische Stadtbild von Potsdam geprägt. Statt den unrealistischen Schloss-Wiederaufbau zu verfolgen forderte Meyer die Potsdamer Stadtregierung auf, sich "weiter intensiv um einen privaten Investor für das Stadtschloss-Gelände zu bemühen". Als beste Nutzung für das Gebäude nannte der Bauminister eine Mischung aus Dienstleistungen, Handel und Hotel, ein "Palais Royal" wie es in der ersten Machbarkeitsstudie von Artur Andersen beschrieben worden war.

Grundsätzlich für einen Wiederaufbau haben sich bereits Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und sein Vize Jörg Schönbohm (CDU) ausgesprochen und eine Förderung mit öffentlichen Mitteln in Aussicht gestellt. Stolpe hatte auch darauf hingewiesen, dass vor 2004/2005 mit dem Bau des "dicken Hauses" begonnen werden müsse, da Brandenburg danach weniger Fördermittel vom Bund und der EU erhalten werde.

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