UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSS: BBG-Manager bestreiten Krampnitz-Vorwürfe
Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt genauen Schaden beim umstrittenen Grundstücksdeal
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Potsdam - Es geht um Millionen. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft lässt in der Krampnitz-Affäre jetzt den genauen Schaden für das Land Brandenburg ermitteln. Sprecher Helmut Lange bestätigte am Dienstag auf PNN-Anfrage, dass bei den Untreue-Ermittlungen gegen Verantwortliche der privaten brandenburgischen Bodengesellschaft (BBG) jetzt ein unabhängiges Wertgutachten für die frühere Landesimmobilie-Immobilie in Auftrag gegeben wurde. Geklärt werden soll, wie viel die im Sommer 2007 von der BBG für 4,1 Millionen Euro verkaufte 112 Hektar große Kaserne im Norden Potsdams damals tatsächlich wert gewesen ist.
Die einst landeseigene, seit 2006 private BBG ist die Firma, die gegen Millionenhonorar im Auftrag des Landes frühere Militärliegenschaften im Eigentum Brandenburgs verkauft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den BBG-Geschäftsführer Frank Marczinek, den Ex-Geschäftsführer und heutigen BBG-Hausanwalt Harald Holland-Nell und die Vertragsexpertin der Firma Angela P. wegen des Verdachts schwerer Untreue wegen eines „Unterpreisverkaufes“. Der Landesrechnungshof hatte den Schaden für die Landeskasse bereits auf zehn Millionen Euro geschätzt. Die Klärung ist auch politisch brisant, weil Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) bislang einen Schaden für das Land bestritten hat.
Am Dienstag nun wurden Marczinek und die anderen beiden BBG-Verantwortlichen vom Untersuchungsausschuss des Landtages zu dubiosen Immobiliengeschäften des Landes als Zeugen vernommen, was bei Redaktionschluss noch andauerte. Der schillerende Lausitzer Unternehmer Marczinek (CDU), der 1990 kurz Staatssekretär unter Verteidigungsminister Eppelmann war, hatte 2006 die BBG vom Land gekauft. Holland-Nell, von 2006 bis 2009 Geschäftsführer und mittlerweile Hausanwalt der früheren Landes-Firma, bestritt im Ausschuss alle Vorwürfe. Der Verkauf der Immobilie sei korrekt abgewickelt worden, die Beanstandungen des Rechnungshofes seien „in weiten Teilen einseitig“, sagte er. Bei der Befragung verwickelte er sich in Widersprüche: So sei die BBG 2007 fest davon ausgegangen, dass die dänische Thylander-Gruppe der eigentliche „Investor im Hintergrund gewesen sei“, sagt er. Erst vorigen Sommer flog auf, dass entgegen den Informationen an den Landtag gar nicht Thylander, sondern ein Firmengeflecht der TG Potsdam des Hannoveraner Anwaltes Ingolf Böx die Kaserne gekauft hatte. Selbst als die in finanzielle Schwierigkeiten geriet, sich 2008 die Hälfte der Anzahlung von 1,3 Millionen Euro von der BBG zurücküberweisen ließ, 2009 die finanzierende Bank absprang, sei er immer noch von Thylander als Investor ausgegangen, sagte Holland-Nell. Für eine direkte Anfrage bei Thylander habe es „keine Überlegungen“ gegeben, sagte er, was Kopfschütteln auslöste. Für den Zuschlag an die angebliche Thylander-Firma war 2007 ausschlaggebend die 250-Millionen–Bonität des dänischen Imperiums.
Als erste Zeugin wurde die BBG-Vertragsexpertin Angela P. vernommen. Sie verlas eine Stellungnahme, in der sie Unregelmäßigkeiten beim Krampnitz-Verkauf bestritt. Weitere Fragen wollte sie wegen der laufenden Ermittlungen nicht beantworten. Selbst Auskünfte zu anderen BBG-Immobiliengeschäften, wegen denen keine Ermittlungen laufen, lehnte Angela P. ab. Sie wird noch einmal gehört. Thorsten Metzner
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