zum Hauptinhalt

Winter in Brandenburg: Bedingt räumbereit

Schieben und Streuen oder Unfallstellen sichern? Wenn es schneit, reichen die Kapazitäten nicht – sagt der zuständige Landesbetrieb

Stand:

Potsdam - Zuallererst einen Schilderwagen aufstellen mit grellen Warnblinkern. Dann eventuell eine Fahrspur sperren, Umleitungen ausschildern: Die sogenannte Unfallbereitschaft des Landesbetriebes Straßenwesen hat jede Menge zu tun, wenn es irgendwo auf Brandenburgs Autobahnen kracht. Doch im kommenden Winter könnte es bei heftigem Schneefall passieren, dass die Polizei nach Crashs auf der A10 oder A12 ohne diese wichtige Unterstützung klarkommen muss. Weil Personal fehlt, wird der Landesbetrieb dann vor der Alternative stehen: Schieben und Streuen oder die Unfallstelle sichern. Beides könne man nicht mehr gleichermaßen gewährleisten, wenn es mal dauerhaft stark schneit, schrieb der Vorstandschef des Landesbetriebes Hans-Reinhard Reuter Mitte November ans Polizeipräsidium.

Letztlich laufe es aber darauf hinaus, „dass wir uns bei extremen Wetterlagen auf den Räum- und Streudienst konzentrieren müssen und die Unfallbereitschaft dann nicht mehr absichern können“, sagt die Sprecherin der Straßendienstler, Cornelia Mitschka.

Nach dem Landesstraßengesetz ist der Landesbetrieb für alle Autobahnstrecken sowie für die Bundes- und Landesstraßen in Brandenburg zuständig, insgesamt sind das 5800 Kilometer. Er muss die Fahrbahnen unter anderem eis- und schneefrei halten und der Polizei nach Unfällen zur Hand gehen. Im Bundesfernstraßengesetz steht zudem, dass alle Autobahnen nach Beginn eines Schneefalls binnen zwei Stunden geräumt sein müssen. Dafür sind in Brandenburg zur Zeit 850 fest angestellte Mitarbeiter einsatzbereit. Hinzu kommen im Winter noch etwa 200 Saisonkräfte und weitere 150 Mann von vorübergehend engagierten Fremdfirmen.

Aber das reicht offenbar nicht aus. Grund für die Misere sind nach Angaben von Cornelia Mitschka die Sparauflagen beim Personal. So hatte der Landesbetrieb Straßenwesen vor acht Jahren noch insgesamt 2500 Mitarbeiter einschließlich der Verwaltung und anderer Abteilungen, die nicht im Außendienst tätig sind. Inzwischen ist das Personal auf 2100 Kräfte geschrumpft. Und bis 2018 soll der Betrieb mit 1700 Beschäftigten auskommen.

Beim Dienstherrn des Landesbetriebes, dem Ministerium für Infrastruktur, macht man sich deshalb keine Sorgen. Ministeriumssprecher Lothar Wiegand sagt, die Streu-, Räum- und Unfalldienste seien ausreichend ausgestattet. Den warnenden Brief ans Polizeipräsidium kann er nicht so recht nachvollziehen. Im schlimmsten Falle werde es nur „etwas länger dauern“, bis die Unfallbereitschaft des Straßendienstes anrücke, meint Wiegand.

Landesbetriebschef Hans-Reinhard Reuter rechnet hingegen vor, dass er für einen strengen Winter wenigstens zwanzig bis dreißig Kräfte mehr brauche. Nur so könne er garantieren, „dass wir bei andauernden Schneefällen auch noch zu Unfällen auf den Autobahnen ausrücken“. Aber selbst dann sei die Einsatzstärke noch knapp berechnet. Friert und schneit es in Brandenburg ohne Ende, so sieht sich der Landesbetrieb auch nicht in der Lage, alle drei Autobahnspuren in jeder Richtung sogleich zu räumen. „Dann bearbeiten wir erstmal nur jeweils zwei Spuren.“ Im harten Winter 2010 habe man schon ähnliche Abstriche gemacht. Da bei Eis und Schnee weniger Menschen ins Auto steigen, seien die Folgen erträglich gewesen.

Derzeit verhandelt Reuter mit dem Ministerium über mehr Personal. Vielleicht seien ja zwanzig Zusatzkräfte noch drin. Aber selbst dann hat er noch ein großes Problem: „Wir brauchen qualifizierte Leute, möglichst mit Lkw-Führerschein. Die sind aber auf die Schnelle schwer zu finden.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })