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Geschnippelt wird nur noch im Labor. Viele Kunden sind besorgt und verzichten in diesen Tagen lieber auf den Verzehr von Gurken. Und auch die Lebensmittelkontrolleure haben mehr zu tun.

© Bernd Wüstneck/dpa

DARMKEIM: Behörden verschärfen Kontrollen

In Brandenburg steigt die Zahl der Verdachtsfälle auf EHEC-Infektion auf acht. In Menchen sind erkrankt, zwei davon auch am schweren HU-Syndrom. Derweil herrscht Ungewissheit über ein Ladung spanischer Gurken in Brandenburg: Eine Händler holte eine Lieferung zurück.

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Potsdam - Nach dem Fund von Gurken aus einem EHEC-verdächtigen Obst- und Gemüsebetrieb in Spanien haben die Behörden ihre Lebensmittelkontrollen verschärft. „Die Mitarbeiter suchen im Handel und im Großhandel verstärkt nach Gurken. Sie nehmen aber nur Stichproben“, sagte ein Sprecher des brandenburgischen Gesundheits- und Verbraucherschutzministeriums. Es gelte die allgemeine Empfehlung an die zuständigen Behörden der Landkreise, dass bei der aktuellen Verdachtslage verstärkt geprüft werde. „Das ist gängige Praxis“, sagte der Sprecher. Im Zweifel würde das Landeslabor Berlin-Brandenburg Proben untersuchen. Mit Gülle gedüngte Gemüsefelder in Spanien gelten als mögliche Ursache für den Ausbruch der EHEC-Welle.

Bereits in der vergangenen Woche hatte ein Händler in Brandenburg präventiv gehandelt. Nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums sind bei dem Händler spanische Gurken aufgetaucht, die er aus dem Verkehr gezogen hat. Ob es sich dabei um einen Teil einer Lieferung an einen Berliner Betrieb handelte, blieb aber unklar. Das Ministerium konnte dazu keine Angaben machen.

Tatsächlich sind aber am 12. Mai 676 Kilogramm Gurken aus einem EHEC-verdächtigen Gemüsebetrieb in Spanien auch nach Berlin und Brandenburg geliefert worden, von wo aus das Gemüse an Händler in Berlin und Brandenburg weiter geliefert worden sei. Die Berliner Senatsgesundheitsverwaltung geht davon aus, dass das Gemüse vermutlich bereits verzehrt ist. Dennoch wurde eine Rückholaktion in Gang gesetzt. Allerdings seien die Berliner Lieferungen vermutlich nicht mit den EHEC-Erregern infiziert, weil es in Berlin keinen starken Anstieg von EHEC-Fällen gegeben habe, hieß es. Zudem waren fünf der sechs Berliner Patienten mit HUS-Symptomen zuvor in Norddeutschland verreist.

In Brandenburg sind derzeit fünf EHEC-Erkrankte und acht Personen mit Verdacht auf den Darmkeim registriert. Neue Ansteckungen könnten nicht ausgeschlossen werden, sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke). „Es gibt keine Entwarnung.“ Zuletzt waren in Brandenburg am Samstag ein bestätigter EHEC-Fall und ein Verdachtsfall neu erfasst worden. Alle der bislang zehn Erkrankten beziehungsweise mutmaßlich Erkrankten waren nach Angaben von Tack zuvor in Norddeutschland oder hatten Kontakt zu Personen aus dieser Region. Bei drei der fünf Erkrankten besteht der Verdacht auf die schwere Folgeerkrankung Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS). Dabei ist ein Fall aus Frankfurt (Oder) ungewöhnlich: Dort ist eine jüngere Frau an EHEC erkrankt, die aber nach PNN-Informationen zuvor nicht in Norddeutschland war. Ein Ministeriumssprecher konnte diesen Widerspruch am Montag nicht auflösen.

Tack machte immerhin Werbung für märkische Gurken. Die steigende Zahl der EHEC-Krankheitsfälle sei kein Grund, einheimisches Gemüse abzulehnen. Wenn jemand pauschal vor dem Verzehr von Gemüse warne, dann sei das eine „schwierige Aussage“, sagte Tack am Montag in Potsdam. Sie fügte an: „Regionale Produkte kann man essen.“ Landwirte hätten ihr gegenüber betont, dass sie ohnehin keine Gülle über ihre Kulturen schütteten. Empfehlenswert sei es angesichts der EHEC-Ausbreitung, Gemüse gründlich zu waschen oder zu schälen. Es sei angebracht, „es mit der Hygiene ein wenig zu übertreiben“.

Nach Angaben von Landesbauernpräsident Udo Folgart gibt es wegen der Kaufverweigerung für Salatgurken, Tomaten und Salat eine schwere wirtschaftliche Lage für Gemüsebauern. Es müsse schnell der mögliche Infektionsweg aufgeklärt werden. Er verwies darauf, dass der Brandenburger Obst- und Gemüsebau im „integrierten System“ erfolge, Kontrolle und Selbstkontrolle. In norddeutschen Betrieben, die auch so produzieren, sei keine EHEC-Infektion festgestellt worden. Dies ist laut Folgart ein Zeichen, dass das System funktionieren muss. Trotzdem seien die Verbraucher verunsichert. axf/dapd/dpa

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