Brandenburg: Beim Fliegen Bäume zählen
EU-Projekt soll Erfassung des Bestandes erleichtern
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Potsdam - Laserstrahlen, unbemannte Flugobjekte und Satellitenaufnahmen sollen künftig das Bäumezählen erleichtern. In einem grenzübergreifenden Projekt wollen die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit der polnischen Universität Poznán sowie der Regionaldirektion der Staatsforsten in Szczecin die Erfassung des Holzbestandes in der sogenannten Euroregion Pomerania verbessern. Entwickelt werden soll ein Informationssystem, dass mit geringem Zeit- und Personalaufwand Aufschluss über die vorhandene Biomasse gibt. Genutzt werden sollen Luftaufnahmen, Satellitenbilder und Daten aus der Laservermessung. Das Projekt sei auf drei Jahre angelegt und werde mit 2,6 Millionen Euro von der EU gefördert, teilte das brandenburgische Landwirtschaftsministerium am Montag mit.
Koordiniert werden soll das Projekt vom Landeskompetenzzentrum Forst in Eberswalde (Barnim). Vier neue Arbeitsplätze für Nachwuchswissenschaftler und Forstingenieure sollen eingerichtet werden. Hintergrund ist das Fehlen verlässicher Daten. „Die Erfassung vor Ort ist sehr aufwendig. Jemand muss hinfahren und zählen. Ist ein Forstabschnitt erfasst, muss der nächste aufgesucht werden“, erläutert Annett Degenhardt vom Landeskompetenzzentrum. Dadurch dauere es in Deutschland bis zu 20 Jahre, bis der Bestand komplett aufgenommen sei. „Bis dahin jedoch haben sich die Verhältnisse im ersten Abschnitt wieder geändert“, sagt Degenhardt. Nach Angaben des Landwirtschaftsministerium Brandenburg ist die Forst- und Holzwirtschaft eine der tragenden Säulen der wirtschaftlichen Entwicklung in der Pomerania-Region. Insgesamt sei die Waldfläche rund eine Million Hektar groß. Die Projektergebnisse könnten für Waldeigentümer, die Holzindustrie, Behörden, Forst- und Holzunternehmen sowie für die Wirtschafts- und Naturschutzpolitik von Bedeutung sein.
Aufgeteilt ist die Zusammenarbeit nach den jeweiligen Technologien. Demnach sollen die polnischen Partner ihr Wissen aus der Laservermessung beisteuern. „Dabei werden aus einem Flugzeug Laserstrahlen zur Erde geschickt“, erläutert Degenhardt. Die Zeitspanne bis zum Auftreffen der Strahlen auf einen Baum gebe, ins Verhältnis zur Wegstrecke bis zum Erdboden gesetzt, Aufschluss über dessen Größe. Der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern dagegen verfügt über eine sogenannte Drohne, ein ferngesteuertes Flugzeug, das mit einer Kamera ausgestattet ist. „Dadurch sind auch Aufnahmen aus nächster Nähe zu den Baumkronen möglich“, erläutert Annett Degenhardt.
Im Land Brandenburg setzt man dagegen auf Satellitentechnik. Zurückgreifen möchten die Mitarbeiter in Eberswalde auf Aufnahmen der Firma Rapid Eye aus Brandenburg/Havel. Wie berichtet, hatte der Geodatendienstleister 2008 fünf baugleiche Satelliten in den Weltraum geschickt, die rund um die Uhr um die Erde kreisen und dabei detailgenaue Bilder liefern.Matthias Matern
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