Brandenburg: Beleidigungen und Schläge in Berlin
Jüdische Gemeinde warnt vor Gewalt von Migranten
Stand:
Berlin - Beschimpft, gejagt, geschlagen – gleich zwei antisemitische Vorfälle hat es am vergangenen Wochenende in Berlin gegeben. Bei einer Auseinandersetzung in der U-Bahn sind in der Nacht zu Sonnabend auf dem Bahnhof Güntzelstraße in Berlin-Wilmersdorf zwei 23-jährige Frauen und ein 25-jähriger Mann von Unbekannten – einer davon soll augenscheinlich aus einer Einwandererfamilie stammen – antisemitisch angegriffen worden. Dem 25-jährigen Opfer wurde eine Flasche auf dem Kopf zerschlagen. Zuvor sind die drei gefragt worden, ob sie „Juden“ seien.
Die Jüdische Gemeinde Berlin sprach am Montag von „jugendlichen Schlägergruppen“, die immer häufiger aus Zuwandererkreisen stammten. Es sei nötig, endlich die Ursachen und Auswirkungen von Antisemitismus, besonders unter jungen Türken und Arabern, zu erfassen. Das sehen die Experten vom Projekt „amira – Antisemitismus im Kontext von Migration und Rassismus“ ähnlich. „Antisemitische Gewalt ist aber nicht nur ein Jugendproblem, und auch nicht nur ein Phänomen unter Migranten“, erklärte Projekt-Mitarbeiterin Susanna Harms.
Bereits am Freitag wurden zwei zehnjährige Mädchen mittags am S-Bahnhof Wannsee von einem 61-Jährigen antisemitisch beleidigt. Als ein junger Mann schlichtend eingreifen wollte, hat der ältere Mann nach Polizeiangaben eine Bierflasche gegriffen und die Mädchen verfolgt, die aber flüchten konnten. Bei der Festnahme des Täters musste nach Polizeiangaben sogar Pfefferspray eingesetzt werden, um seine Angriffe zu stoppen.
Die Taten vom Wochenende sind nicht die einzigen derartigen Vorfälle in diesem Jahr: Vor wenigen Wochen warfen ein paar Schüler Schneebälle gegen die Fenster einer Wohnung in Charlottenburg. An sich nichts Ungewöhnliches, doch der dort lebende Vater zweier Kinder ging zur Polizei. Er kennt die Anfeindungen, die seine jüdische Familie auf sich zieht. Im Sommer, befürchtet er, werden aus Schneebällen wieder Steine. Wenige Tage zuvor hatten Unbekannte an einem Haus in Prenzlauer Berg, in dem ein linkes Projekt untergebracht ist, zwei Davidsterne neben ein Hakenkreuz gesprüht. Zuvor hatte jemand an die Wand des „Anne Frank Zentrums“ in der Rosenthaler Straße das Wort „Jude“ geschrieben.
Im Jahr 2008 wurden offiziell 197 Taten in Berlin als „antisemitisch motiviert“ eingestuft. Aktuellere Zahlen gibt es noch nicht, behördenintern geht man aber davon aus, dass es 2009 zu ähnlich vielen Vorfällen gekommen ist.
Von den 2008 bei der Polizei registrierten Taten waren sechs gewaltsame Angriffe, etwa Schläge gegen erkennbar jüdische Schüler. In vier Fällen wurden die Täter ermittelt. Häufiger aber sind anonyme Drohungen, bei denen die Ermittlungen ohne Ergebnis bleiben.Hannes Heine
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: