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Fertig? Eines der neuen Parkhäuser am BER.

© Ludwig / Flughafen Berlin Brandenburg

Flughafenskandal: BER: Abnahme der Parkhäuser war für April geplant

Laut eines Berichts der Flughafengesellschaft waren die Gebäude bereits Mitte März zu 93 Prozent fertig.

Von Matthias Matern

Stand:

Schönefeld - Einem internen Bericht der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) zufolge waren die neuen Parkhäuser am Großflughafen BER „Willy Brandt“ in Schönefeld bereits im März fast fertig und hätten längst abgenommen werden sollen. Im sogenannten Controllingbericht, den die FBB Mitte März für die Aufsichtsratssitzung im April vorbereitet hatte, heißt es, die Arbeiten an den „drei Parkhäusern der Airport City seien nahezu abgeschlossen“. Die behördliche Abnahme sowie die Übergabe an die Betriebsbereiche seien für Ende April 2012 geplant. Wie berichtet hatte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Berlin-Brandenburg, Axel Wunschel, am Mittwoch Verzögerungen von Bauabnahmen und Endabrechnungen auf der BER-Bausstelle beklagt. Allein für die Parkhäuser seien 60 Millionen Euro offen. Auf die Abnahme der Gebäude würden die Firmen mindestens seit einem Monat warten.

Tatsächlich hatte die FBB, die Bauherr und künftiger Betreiber des Flughafens ist, 61,9 Millionen Euro für den Bau der drei Parkhäuser veranschlagt. Ausgeführt wurde der Auftrag von der Stahl und Verbundbau GmbH und der Porr Deutschland GmbH, beide mit Sitz in Berlin. Die Grundsteinlegung erfolgte am 28. September 2010. Vorgesehen war eine Bauzeit von 14 Monaten. Die Parkhäuser sollten 7800 Stelleplätze bieten und somit 80 Prozent aller für den BER vorgesehenen Parkplätze abdecken. Laut Internetseite der Stahl und Verbundbau GmbH waren die Arbeiten bereits im Oktober 2011 abgeschlossen. Zu den Vorwürfen gegen die FBB wollte sich die Geschäftsführung am Donnerstag nicht äußern.

Kritisch zur Zahlungsmoral auf der Flughafenbaustelle hatte sich am Mittwoch auch die Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg geäßert. Deren Hauptgeschäftsführer Reinhold Dellmann bezeichnete den Umgang mit von Firmen erbrachter Leistungen als „in Teilen nur suboptimal“. Die FBB hingegen hatte die Kritik zurückgewiesen und lediglich mitgeteilt, die Leistungen würden dann bezahlt, wenn sie fertig seien. „Wir äußern uns nicht zu Einzelfällen. Und dass man auf dem Bau mal unterschiedlicher Meinung sein kann, ist gang und gäbe“, teilte ein Flughafensprecher am Donnerstag mit. Laut Controllingbericht waren die Parkhäuser am 16. März zu 93 Prozent fertiggestellt. Die bestehenden Verzögerungen seien unkritisch, da die Restleistungen in der Ausführung seien, hieß es damals. Nach PNN-Informationen moniert die FBB die Qualität der Bausausführung.

Der Chef des Bauindustrieverbandes Wunschel betonte am Donnerstag jedoch, dass es die Parkhäusern lediglich Beispiele seien. „Es haben sich eine ganze Reihe von Firmen und Nachunternehmer an uns gewandt. Es geht im Wesentlichen um Nebengebäude“.

Zu Spitzenzeiten waren rund 7000 Bauarbeiter auf der BER-Baustelle in Schönefeld tätig. Laut FBB sind es derzeit noch rund 3500, davon 2500 im Terminal. Allein 1000 Bauarbeiter dort versuchen das Problem mit der Brandschutzanlage zu lösen, das letztlich zum Platzen des Eröffnungstermins am 3. Juni führte.

Schwere Vorwürfe gegen das Baumanagement erhob am Donnerstag auch der Chef der Baufirma Kussatz und Schuster Bau GmbH aus Lübben im Spreewald, Jörg Schuster. „Wir sind gar nicht zufrieden. Seit September 2011 warten wir auf unser Geld“, sagte Schuster den PNN. Immerhin gehe es um rund 100 000 Euro. „Materialkosten sind angefallen, unsere Mitarbeiter müssen bezahlt werden und schließlich wurde eine Leistung erbracht“, so Schuster. Kussatz und Schuster waren am BER mit Tiefbauarbeiten für ein vorgeschaltetes Unternehmen tätig. Weil dieses aber offenbar auch kein Geld bekommt, muss Schuster ebenfalls warten. Bestimmt sei der Druck wegen der geplatzten Eröffung groß, doch viele Probleme seien schon älter und hausgemacht, so der Firmenchef. „Es wurde auch schlampig ausgeschrieben. Das Motto war wohl, Hauptsache schnell weg vom Schreibtisch.“

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