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Und jetzt mal rapido. Auch in der heimlichen Hauptstadt sollte mal eine Magnetbahn zum dortigen Flughafen verkehren. Wie das funktioniert hätte? Ganz einfach: Wenn Sie vom Flug ... vom ... vom Hauptbahnhof starten – Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen.

© Frank Leonhard/dpa

Brandenburg: BER-Fluggäste in der Schwebe

Ein Baukonzern schlägt eine Magnetbahn vom U-Bahnhof Rudow nach Schönefeld vor. Die soll Berlins Verkehrschaos lösen und Dauerstau nach der Flughafen-Eröffnung verhindern

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Schönefeld - Zum neuen Berliner Hauptstadtflughafen könnte künftig eine Magnetschwebebahn fahren, und zwar vom U-Bahnhof Rudow. Diesen Vorschlag hat die Firmengruppe Max Bögl unterbreitet, wie das Unternehmen auf PNN-Anfrage bestätigte. Die international tätige Bau- und Technologiefirma mit 6000 Mitarbeitern und Milliardenumsatz, mit Hauptsitz in Sengenthal in der Oberpfalz hat für den Transrapid in Schanghai, der die Millionenmetropole mit dem Airport verbindet und im Regelbetrieb fährt, das Know-how für die Trassen geliefert. „Wir kennen den Vorschlag“, bestätigte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld den PNN. „Ich finde es gut, wenn über Alternativen und Optionen nachgedacht wird, die Verkehrsanbindung des neuen Flughafens zu verbessern“, sagte er.

So findet sich die Magnetbahn-Variante auch auf einer Liste Mühlenfelds für den Aufsichtsrat vom April 2016 mit möglichen Lösungsansätzen, wie die veraltete BER-Verkehrsanbindung verbessert werden könnte. Denn das wird wegen des Passagierwachstums zwingend nötig. Wie berichtet droht nach einem neuen Gutachten im Süden Berlins Verkehrschaos und regelmäßig Stau auf der dortigen Stadtautobahn, wenn der BER am Netz ist.

Schon länger in der Diskussion ist, die U-Bahn-Linie 7, die bislang in Rudow endet, bis zum drei Kilometer entfernten alten S-Bahnhof am Flughafen Schönefeld zu verlängern. Es ist eine Forderung der SPD im Berliner Bezirk Neukölln. Angesichts der Verkehrsprobleme am BER machen aktuell in Brandenburg zudem der Landkreis Dahme-Spreewald, die Gemeinde Schönefeld und weitere BER-Anrainerkommunen Druck, diese Variante zu prüfen. Auch die Flughafengesellschaft würde das favorisieren, setzt kurzfristig aber darauf, mehr Busse zwischen Rudow und Schönefeld fahren zu lassen.

Nun hat die Firma Bögl eine Magnetbahnlösung als Alternative ins Spiel gebracht. Sie wurde auf Einladung des Schönefelder Bürgermeisters Udo Haase im Beisein der Bezirksbürgermeister von Treptow und Neukölln vorgestellt und erörtert, wie Bögl-Sprecher Jürgen Kotzbauer sagte. „Die Lösungsansätze zum Einsatz einer Magnetbahn wurden von den Beteiligten sehr positiv aufgenommen.“

Kotzbauer betonte, dass eine detaillierte Planung oder gar Fragen zu einer konkreten Ausgestaltung nicht Gegenstand gewesen seien und derzeit auch nicht ausgearbeitet würden. Dafür ist das Stadium zu früh. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der auch Aufsichtsratschef der Flughafenhafengesellschaft ist, ist über den Vorschlag informiert. Er habe, so Kotzbauer, „vorerst eine gewisse Skepsis gegenüber einem kurzfristigen Einsatz von Magnetschwebetechnologie zur Anbindung des Flughafens an das öffentliche Verkehrsnetz“ geäußert. Und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Bauen, die die Verkehrsanbindung zum BER für ausreichend hält und entgegen anderer Experten kein Chaos befürchtet, hält derzeit weder etwas von einer BER-Magnetbahn noch der Verlängerung der U7. Für diese sehe man „im Augenblick keine Notwendigkeit“, halte aber für die Zukunft vorsorglich die Trasse der U7 frei, hieß es auf Anfrage. Nach Angaben der Senatsverwaltung würde ein Kilometer U-Bahn-Bau etwa 300 Millionen Euro kosten.

Eine Magnetschwebebahn wäre zumindest deutlich preiswerter. Die Kosten „wären circa 50 Prozent niedriger“ als bei der U-Bahn, heißt es in dem Mühlenfeld-Papier. Und die Firma Bögl weist darauf hin, dass Magnetbahnen nicht unbedingt aufgeständerte Hochtrassen und Hochgeschwindigkeitsstrecken sein müssen. Die Kosten „sehen vergleichbar mit anderen spurgebundenen Nahverkehrssystemen“ und deutlich niedriger als unterirdische Lösungen. Ein Vorteil sei auch, dass die Magnetbahn bereits zwei bis drei Jahre nach Baubeginn betriebsbereit sein könne.

Für die Senatsverwaltung sprechen allerdings „trotzdem eine Menge Gründe dagegen: zu teuer, zu sehr isolierte Verkehrsart, zu hoher Energieverbrauch, zu hohe Lärmimmissionen, zu starker Eingriff in das Stadt- und Landschaftsbild“, wie es hieß. In Deutschland waren Transrapidprojekte, etwa das am Flughafen München, bislang gescheitert. Doch besonders in Asien sind Magnetbahnen in Betrieb. Auch auf der Bahnmesse Innotrans nächste Woche in Berlin wird die Technologie explizit Thema sein.

So oder so wächst der Druck auf Berlin, aber auch in Brandenburg, die veraltete Anbindung des BER zu verbessern, die das Passagierwachstum der letzten Jahre nicht berücksichtigt. „Die vorhandene Infrastruktur muss den tatsächlichen Fluggastzahlen angepasst werden“, sagt etwa Chris Halecker, Baubeigeordneter und Vize-Landrat von Dahme-Spreewald. Das ist auch eine Forderung des Dialogforums der BER-Umlandkommunen und der Industrie- und Handelskammer Cottbus. Nötig seien zusätzliche Autobahnabfahrten auf dem brandenburgischen Abschnitt, wofür eine Umwidmung zur Stadtautobahn nötig sein würde, sagt Schönefelds Bürgermeister Udo Haase. „Ob Verlängerung der U7 oder Magnetbahn, beides sind sinnvolle Vorschläge“, sagt Haase. „Ich finde die Magnetbahnidee toll.“ Thorsten Metzner

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