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Brandenburg: Berlin fehlt ein Koloss

ICC-Skulptur verrostet nun auf dem Messegelände

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Berlin - Als diese Geschichte begann, lief es schon ziemlich schlecht für den Koloss. „Ecbatane“ sollte sich auf den weiten Weg nach West-Berlin machen, direkt vor das West-Berliner Kongresszentrum ICC. Im Juli 1980 war das – und die Reise prompt am Grenzübergang Rudolfstein beendet: „Zu dick“ sei die Skulptur für die Transitstrecke, teilte eine DDR-Behörde mit. Heute ergeht es dem monumentalen Kunstwerk nicht besser. Seit einem Jahr flattern auf dem Vorplatz des nicht minder gewaltigen ICC nur noch Fahnen, Beete wurden gepflanzt – die Skulptur „Ecbatane – Der Mensch baut seine Stadt“ jedoch ist verschwunden.

Nun ist das Werk immerhin 6,60 Meter hoch und 16 Meter lang, kaum zu übersehen. Wo aber ist die Bronze-Plastik des französischen Künstlers Jean Ipoustéguy geblieben? „Die lagert hier in einer Halle auf dem Messegelände. Platz ist genug, wir haben ja 160 000 Quadratmeter“, sagt der Sprecher der Messe Berlin, Michael Hofer. Der 70-Tonnen-Betonsockel sei brüchig gewesen. „Der märkische Sand ist sehr aggressiv, im Innern des Betons gab es chemische Reaktionen, Rostschäden.“ Deshalb musste die Skulptur im Sommer 2005 abgebaut werden. Leider habe man bei der Demontage gemerkt, dass es auch um die Skulptur nicht zum Besten stehe. „Die löst sich so langsam auf“, sagt Hofer. Das Gemisch aus Kupfer, Zinn und Stahl sei schuld, es wurde schwere Korrosion festgestellt, deshalb wurde Ectabane vorsorglich auch noch ein Arm amputiert.

Die Skulptur gehörte seit dem Aufbau im Jahr 1980 nicht unbedingt zu den beliebten Kunstwerken der Stadt. Zu sehen war eine pompöse, behelmte und knieende nackte Männerfigur, die mit einem Fuß auf die eroberte Stadt Ecbatane tritt. Darauf ist der Berliner Bär abgebildet, Bauarbeiter, sowie der Eckensteher Nante mit den Gesichtszügen des Künstlers Ipoustéguy. Die Figur hatte drei Arme, von denen zwei nach vorn gestreckt sind.

Entsorgen kann die Messe die Skulptur nicht, denn Kunst darf nicht zerstört werden – höchstens verbuddelt, aber nur im Ganzen. Das widerstrebe der Messe, versichert Hofer, „wir wollen die Plastik nicht verschwinden lassen“. Sie werde wieder aufgebaut. Seit einem Jahr erstellen Experten Gutachten für den Betonsockel. „Es geht um eine Menge Geld im sechsstelligen Bereich“, sagt Hofer. Es müsse eine andere Edelstahlkonstuktion her, die nicht roste. Es bleibt erst mal alles wie es ist. Ecbatane verstaubt in der Lagerhalle. Wie lange? Hofer sagt: „Bestimmt noch ein, zwei Jahre. Vielleicht noch länger.“André Görke

André Görke

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