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Brandenburg: Berlin hat gute Chancen – muss sie aber nutzen

Institute belegen positive Zukunftsprognosen des Regierungschefs Wowereit

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

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Berlin - Berlin als Zentrum der Technologien von morgen, als Stadt der Talente und kreativen Menschen aus aller Welt. Ein hoher Anspruch, der vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in einem Beitrag für den Tagesspiegel formuliert worden ist. Jawohl, sagten gestern die Grünen. „Berlin gehört wirtschaftlich, kulturell und wissenschaftlich in die Champions League der europäischen Städte.“ Um das zu erreichen, sicherte Fraktionschef Volker Ratzmann die Unterstützung der Grünen zu. Allerdings lasse sich das nicht durch Sonntagsreden und Showeinlagen erreichen, sagte Ratzmann auch. Gerade die Sozialdemokraten ließen bisher eigene Zukunftsprojekte vermissen. Auch der CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger fragte, „warum die Standortinitiative Wowereits erst nach sechs Jahren Regierungszeit kommt“? Dennoch freue er sich über die Ankündigung, bei Wirtschaft und Investitionen künftig alles besser machen zu wollen. „Gemessen wird man aber an seinen Taten.“

Wo steht Berlin denn nun – als „Innovationshauptstadt“ – im Vergleich zu anderen Wirtschaftsregionen und Metropolen? Wenn es um „Talente, Technologien und Toleranz“ geht, ganz vorn. Das behauptet jedenfalls das „Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung“, das von Wowereit als Kronzeugin bemüht wurde.

Die Studie, die in Kooperation mit der Robert-Bosch-Stiftung entstand, gründet auf der These eines US-Wissenschaftlers. Die kreative Klasse bewege sich überall weg von den traditionellen Produktionsstandorten hin zu den „Creative Centers“. Und dort erblühe auch Innovation und Hochtechnologie.

Das Kompliment der Studie an Berlin: „Durch ihre Hochschulen und Forschungseinrichtungen, das große kulturelle Angebot und die zahlreichen politischen Institutionen liegt die Stadt beim Humankapital und den hoch kreativen Erwerbstätigen unangefochten vorn.“ Mit hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung werde dazu beigetragen, dass dies auch so bleibt. Zudem sei Berlin eine tolerante Stadt. „Hier leben viele Ausländer, und fremdenfeindliches Gedankengut ist nicht sonderlich weit verbreitet.“

Zu ähnlichen Ergebnissen war schon im Mai das „Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen“ gekommen. Für Berlin spreche die Nähe zu Forschungs- und Technologiezentren, die Attraktivität für Arbeitskräfte und die guten Verkehrsanbindungen. Schon Ende 2006 entdeckte das Statistische Landesamt Baden-Württemberg die deutsche Hauptstadt als „einen der innovationsstärksten Standorte in Europa“. Zwar sei die Industrie vergleichsweise klein, ergänzt das „Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung“, aber der Dienstleistungssektor expandiere im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich. An erster Stelle werden Tourismus, Verkehr, unternehmensnahe Dienste und die Kreativwirtschaft genannt. Aber längst nicht alles ist gut. Berlin fällt es offenbar immer noch schwer, seine Wissenspotenziale produktiv umzusetzen. Das zeigt sich zum Beispiel an der bescheidenen Zahl von Patentanmeldungen. Auch ist das Wirtschaftswachstum wenig dynamisch, die öffentliche Verwaltung hat keinen guten Ruf, und selbst die Regierungspartei SPD kritisiert, dass es bei der Zusammenarbeit wissenschaftlicher Einrichtungen mit kleinen Betrieben Nachholbedarf gebe. Ulrich Zawatka-Gerlach

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