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Brandenburg: Berlin macht Sulfatbelastung zum Thema Brandenburg soll sich bei Landesplanung äußern

Berlin/Potsdam - Berlin will die steigenden Sulfatwerte in der Spree auch in der Gemeinsamen Landesplanung mit Brandenburg zur Sprache bringen: Bei der nächsten gemeinsamen Sitzung der beiden Landesregierungen komme das Thema auf den Tisch, teilte die Berliner Umweltverwaltung am Freitag auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Erste Gespräche mit den Ministerien in Brandenburg und Vattenfall“ gebe es bereits, hieß es gestern weiter.

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Berlin/Potsdam - Berlin will die steigenden Sulfatwerte in der Spree auch in der Gemeinsamen Landesplanung mit Brandenburg zur Sprache bringen: Bei der nächsten gemeinsamen Sitzung der beiden Landesregierungen komme das Thema auf den Tisch, teilte die Berliner Umweltverwaltung am Freitag auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Erste Gespräche mit den Ministerien in Brandenburg und Vattenfall“ gebe es bereits, hieß es gestern weiter.

Hintergrund ist wie berichtet, dass die Wasserwerke in und um Berlin zunehmend Probleme bei der Aufbereitung des Trinkwassers für die Großstadt haben, das sich zum Teil auch aus der Spree speist. Der Verursacher der Sulfatbelastung ist nach Einschätzung von Umweltschützern der schwedische Staatskonzern Vattenfall mit seiner Braunkohleförderung in Brandenburg. Erst vor Kurzem hatten der BUND Brandenburg und die Umweltschutzorganisation Greenpeace in Gewässern im Umfeld des aktiven Tagebaus Welzow-Süd eine extrem hohe Sulfatkonzentration festgestellt. In Proben wurden bis zu 920 Milligramm Sulfat pro Liter nachgewiesen. Die Spree fließt auch durch das Braunkohlerevier Lausitz und wird durch mehrere Zuflüsse gespeist.

Einen Grenzwert für Sulfat im Oberflächenwasser gibt es in Brandenburg zwar nicht, aber immerhin einen Zielwert von 250 Milligramm pro Liter. Diesen jedoch müssen die Wasserwerke einhalten. Wie berichtet hatte deshalb etwa das Wasserwerk Briesen bereits im vergangenen Jahr beschlossen, bei der Trinkwasseraufbereitung auf Spreewasser zu verzichten. Auch im Trinkwasser aus dem Wasserwerk Berlin-Friedrichshagen ist der Mittelwert 2014 überraschend von 150 auf 180 Milligramm pro Liter gestiegen. Die steigende Sulfatbelastung könnte durchaus wie berichtet mittelfristig die Stilllegung des Wasserwerks Friedrichshagen erzwingen, bestätigte der Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe, Jörg Simon, am Freitag. Das Sulfat zu entfernen, sei „technisch nicht darstellbar“.

Problematisch ist eine hohe Sulfatkonzentration im Trinkwasser, weil sie bei Menschen zu Erbrechen und Durchfall führen kann und weil Sulfat die Korrosion von Leitungen und Beton befördert. Die energiepolitische Sprecherin der Grünen in Brandenburgs Landtag, Heide Schinowsky, kritisierte am Mittwoch, dass das Land Brandenburg Vattenfall im Gegensatz zum sogenannten Eisenocker für die Einleitung von Sulfat keine Vorgaben mache. Das sei Vattenfall „aus Kostengründen“ nach Ansicht der Landesregierung nicht zumutbar, so Schinowsky. Der Konzern dagegen wies gestern die alleinige Verantwortung zurück. Vattenfall-Sprecher Thoralf Schirmer verwies darauf, dass „die derzeitige Sulfatsituation nicht auf einen einzelnen Verursacher zurückzuführen ist“. Für Sulfateinträge aus ehemaligen Tagebauflächen sei die Sanierungsgesellschaft LMBV verantwortlich.

Berlins Grüne fordern nun den Senat auf, „endlich eine Kostenabschätzung und eine Strategie zum Umgang mit der steigenden Belastung vorzulegen“. Die Kosten für den Umbau der Trinkwasserversorgung könne derzeit niemand beziffern. „Es kann nicht sein, dass die Berliner die Zeche für die umstrittenen Braunkohletagebaue in der Lausitz zahlen“, so Silke Gebel, umweltpolitische Sprecherin der Berliner Grünen. M. Matern (mit loy)

M. Matern (mit loy)

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